Amtshilfe für Sisyphos

Die Vermittler des Arbeitsamtes sind in ihrer Tätigkeit nicht zu beneiden. Auch wenn sie einen krisensicheren Job in Zeiten zunehmender Arbeitslosigkeit haben, gleicht ihre Aufgabe der des Sisyphos: Immer mehr Unternehmenschicken ihre älteren Beschäftigten aufs Altenteil oder - versüßt um einige Euro - in die Arbeitslosigkeit. Zur gleichen Zeit gibt es zwischen Arbeitgeber-Vertretern und Gewerkschaften Diskussionen darüber, das Renteneintrittsalter wegen der überalterten Gesellschaft nach hinten zu verschieben. Zur Krönung erklärt die Arbeitsverwaltung die Vermittlung älterer Arbeitsloser zum obersten Ziel. Die Arbeitsamts-Mitarbeiter laufen übers Land - werbend von Unternehmen zu Unternehmen -, um deren ehemalige, entlassene Beschäftigte zu günstigeren Bedingungen anzupreisen. Da ist etwas faul in der deutschen Arbeitswelt.

Junge Fachkräfte werden nach ihrer Ausbildung nicht übernommen, Ältere trotz langjähriger Erfahrung und meist mit speziellen Kenntnissen abgeschoben. Mitarbeiter gelten in vielen Betrieben als reine Kostenstellen, die nach Bedarf zurechtgerückt werden. Eine einmalige Abfindung hat sich im Betriebsergebnis schnell amortisiert. Dass gerade die alten Hasen viele mittelständische Unternehmen mit aufgebaut und ihnen in Krisenzeiten mit Überstunden und Engagement die Stange gehalten haben, zählt dann nicht mehr. Hinzu kommt, dass man denen, die sich bereits 35 Jahre und mehr abgerackert haben, eher drei Jahre Arbeitslosigkeit zugesteht als Berufsanfängern. Darauf spekulieren Unternehmen und werfen scheinbar überflüssigen Ballast über Bord. Doch damit tun sich die Betriebe nur kurzfristig einen Gefallen. Denn das, was ältere Arbeitslose über Jahre hinweg die Sozialkassen kosten, fällt durch höhere Beiträge zur Arbeitslosenversicherung auf die Betriebe wieder zurück. Vom gesellschaftlichen Verlust ganz zu schweigen. Wer nur junge, dynamische und bis an ihre Grenze powernde Berufsjugendliche beschäftigt, vergisst, dass er selbst vielleicht auch mit 55 Jahren noch arbeiten möchte. Wer will sich dann schon gern als überflüssig abstempeln lassen?

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort