Arme Union

Längst überfällig war der Abgang von Laurenz Meyer. Wie naiv muss man eigentlich sein, um zu glauben, man könne sich durch eine Affäre um ein paar nette Zusatzsümmchen aus der Industrie einfach hindurch mogeln?

Und das in einer Zeit, wo für Politiker besonders hohe moralische Maßstäbe gelten. Zu Recht, denn man kann nicht die Leidensbereitschaft der Bürger extrem strapazieren und selbst brav die Hand aufhalten. Mensch, Meyer! Der Mann hat sich und seiner Partei einen Bärendienst erwiesen. Denn in der CDU gibt es nur Verlierer - Angela Merkel an erster Stelle. Sie hat sich auf das riskante Spiel eingelassen, Meyer im Amt zu halten. Das war politisch und moralisch instinktlos und einer Parteichefin und Kanzlerkandidatin in spe nicht sonderlich würdig. Verloren haben auch die Christdemokraten, die mitten im Wahlkampf stecken. Nicht nur, dass es ohnehin um das CDU-Spitzenpersonal in Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein nicht gut bestellt ist. Nach dem Gewürge wird Meyers Affäre den Wahlkämpfern auch noch lange nachhängen. Denn sie bestätigt nur das weit verbreitete Vorurteil, Politiker seien alle Raffkes. Meyer ist auch deshalb gescheitert, weil er starrsinnig seine Verfehlungen nicht einsah. Merkel hat versagt, weil sie nicht noch die dritte Führungsfigur innerhalb weniger Wochen verlieren wollte. Arme Union. Um die Partei steht es kurz vor Jahresbeginn 2005 wahrlich nicht gut. nachrichten.red@volksfreund.de

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