Atom-Energie als Klima-Retter?

Wenn heute der UN-Sicherheitsrat erstmals in seiner Geschichte den Klimaschutz und die globale Erwärmung zum Hauptthema macht, stellt sich vor allem eine Frage: Wie geht es angesichts des Krisen-Szenarios, das Wissenschaftler kürzlich im Auftrag der Vereinten Nationen in den ersten beiden Teilen des Welt-Klimaberichts zeichneten, weiter?

New York. Am 4. Mai werden Forscher in Bangkok im mit Spannung erwarteten dritten Bericht Lösungswege aufzeigen, um die Klimaveränderungen abzumildern oder zu stoppen. Die bisher unveröffentlichten Vorschläge umfassen - wie diese Zeitung jetzt von an der UN-Studie beteiligten Forschern erfuhr - teilweise spektakuläre Ideen, mit denen nach Ansicht von Wissenschaftlern bei "konsequentem und schnellem Handeln" die prognostizierte Erwärmung der Erdoberfläche um bis zu sieben Grad Celsius bis zum Jahr 2100 noch gestoppt werden kann. Einer der wichtigsten Vorschläge: Anreize und finanzielle Vorteile für umweltfreundlichere Energien schaffen - vor allem mit Blick auf Kohlekraftwerke in Ländern wie China und Indien, die nicht die Vereinbarungen von Kyoto unterzeichnet haben und die zu den schlimmsten Verschmutzern gehören. Die Industrienationen müssten dabei im globalen Interesse Wege finden, langfristig ein Umdenken in Entwicklungsländern finanziell attraktiv zu machen. Überdacht werden sollten deshalb die Regeln des bisherigen Emissionshandels, wobei auch angeregt wird, über eine weltweite "Kohlendioxid"-Steuer nachzudenken. Gleichzeitig schlagen Forscher vor, das "Einfangen" und Isolieren von Kohlendioxid-Emissionen zu einem Hauptbestandteil im Kampf gegen Klimaveränderungen zu machen. So könnte man Schadstoffe direkt aus Industrieanlagen in unterirdische Lagerstätten leiten, wo sie der Atmosphäre nicht mehr schaden würden. Die Erde habe ausreichend Raum, um umweltschädliche Substanzen zu lagern, so an der Studie beteiligte Wissenschaftler. Gedacht wird dabei beispielsweise an leere Öl- und Gaserschließungsfelder oder an gewaltige unterirdische Felsspalten. Pilotprojekte für diese Strategien gibt es bereits in Norwegen, Algerien und Kanada. Ebenfalls fordern am dritten Klima-Bericht beteiligte Forscher eine wesentliche Verbesserung der Energie-Erhaltung im Hinblick auf Wohn- und Bürogebäude, wo angesichts der Heiz- und Kühlvorgänge weiterhin ein enormes Energiespar-Potenzial bestehe. Gleichzeitig wird für einen Innovationsschub plädiert, bei dem vor allem Wind- und Solarenergien, aber auch die umstrittene Atomenergie als "saubere" Technologien neuen Stellenwert gewinnen könnten. Die Vorschläge der an der IPCC-Studie beteiligten Forscher, die im nächsten Monat in Bangkok vorgestellt werden, dürften auch eine wesentliche Rolle beim G 8-Treffen im Juni in Heiligendamm mit Angela Merkel als Gastgeberin spielen. Die Gegner des Gipfels bringen sich bereits in Position: Mit dem Spruch "NO G8" in riesigen Lettern haben sie ein Ferienheim in Sichtweite des Tagungsortes bemalt. Als verantwortlich bezeichnete sich eine bislang unbekannte "Feriengruppe Ostermaler". Die G8-Gegner wollen damit ihre Ablehnung gegen die Politik der Industrienationen zum Ausdruck bringen.Konkrete Schritte der Politik in Sachen Klimaschutz sollen spätestens im Dezember bei der 13. UN-Rahmenkonferenz zum Klimawechsel beschlossen werden, die im indonesischen Insel-Resort Bali stattfinden wird.

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