Auf Kurs?

Wenn ein US-Präsident sich mit einer Fernseh-Rede an das Volk wendet, so kennzeichnet dies üblicherweise ein dringendes Anliegen. Bei George Bush ist es vordergründig der Versuch, den zweifelnden Bürgern klar zu machen, man liege mit der Irak-Politik "auf Kurs". Der eigentliche Anlass für den überraschenden Auftritt ist aber die Absicht, mit markigen Worten den dramatischen Rutsch der Sympathiewerte zu stoppen. Während der Präsident in seiner Rede an die Nation appellieren wollte, trotz der schmerzhaften Kosten - an Menschenleben und Geld gerechnet - weiter eine Präsenz im Irak zu unterstützen, bis das selbst definierte Endziel einer Demokratisierung des besetzten Landes erreicht ist, sprach Stunden zuvor US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld bereits von der notwendigen Selbstverantwortung der Iraker für die Sicherheit im Lande. Wenn nicht alles täuscht, sind das bereits die ersten Rückzugsgefechte, offenbar geprägt von der Erkenntnis: Man hat die Messlatte zu hoch gelegt. Auch von der internationalen Gemeinschaft ist - aufgrund des bisherigen Unwillens der USA, Macht und Marktanteile im Irak zu teilen - wohl kaum jubelnde Unterstützung zu erwarten. Kein Wunder also, dass sich für Historiker immer mehr Parallelen zum Vietnam-Fiasko aufdrängen. Das Ergebnis ist bekannt. Erste Symptome, die die US-Politik in Vietnam prägten, sind bereits ablesbar: eine Besatzungsmacht, die gegen einen unsichtbaren Feind kämpft und am Ende das Wohlwollen der Bevölkerung verliert. nachrichten.red@volksfreund.de

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