Aufklärung statt Verordnung

Radioaktivität ist immer wieder für Überraschungen gut. Da hat manch einer das Teufelszeug aus den Atomkraftwerken verdammt, die reine Natur gepriesen und muss jetzt verwundert feststellen, dass die natürliche Strahlung auch nicht von Pappe ist.

Sie liegt nicht selten sogar höher als die Emissionen aus normal arbeitenden Kraftwerken. Jetzt tut sich mit der Belastung durch das Edelgas Radon fast überall im Land ein natürliches Strahlungsproblem auf, das bisher kaum jemand ernst genommen hat. Die Radonproblematik ist nicht herbeigeredet. 2500 Lungenkrebstote bundesweit sind sicherlich kein Anlass zu wildem Aktionismus, aber sehr wohl ein Grund, politisch und unter manchen Umständen auch persönlich zu handeln. In einem Land, in dem einige Fälle von Rinderwahnsinn zu panischer Verweigerung bei den Fleischkonsumenten geführt haben, wird man wohl Gefährdungen von der Größenordnung der Radonstrahlung ernst nehmen dürfen. Ob gleich ein Gesetz dabei herausspringen muss, steht auf einem anderen Blatt. Auch wenn die Vorschläge von Umweltminister Jürgen Trittin ausgesprochen maßvoll sind und nur bei hoher Belastung abgestufte Gegenmaßnahmen vorsehen, schwillt damit die landestypische Flut an Regulierungen weiter an. Es gibt andere Möglichkeiten: Aufklärung in der Öffentlichkeit, persönliche Beratung, Messungen. Und all das sollte kostenlos und unbürokratisch vor sich gehen. Danach kann jeder selber entscheiden, ob er das Radon-Risiko in Kauf nimmt. Auch der Griff zum Glimmstängel mit seinen extrem hohen Gesundheitsgefahren wird ja nicht reglementiert. Und wer den tut, muss sich über Gefährdungen durch Radon keine Gedanken mehr machen. m.moeller@volksfreund.de

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