Barbarei und Arroganz

Das Schicksal der beiden US-Soldaten, die im Irak entführt, misshandelt und ermordet wurden, ist grauenhaft, die Tat barbarisch. Amerikas Reaktion auf den Tod der beiden jungen Männer, die sich freiwillig zum Dienst beim Militär gemeldet hatten, ist allerdings an Verblendung kaum zu überbieten: Nach Washingtoner Lesart sind zwei Helden gefallen, die ihr Vaterland fern der Heimat verteidigten.

Bei eben dieser Mission wurden im Irak tausende Zivilisten erschossen, verbrannt, zerfetzt, entstellt und verstümmelt. Oft sterben Unbeteiligte - vom Säugling bis zum Greis - nur deshalb, weil sie zur falschen Zeit am falschen Ort sind. Sie sind im Sprachgebrauch der Militärs Objekte, die man sozusagen aus Versehen zerstört - Kollateral-Schäden. Wo gehobelt wird, da fallen nun mal Späne. Diese achselzuckende Gleichgültigkeit gegenüber fremdem Leben ist arrogant - und hoch riskant. Denn auch tote Iraker hatten einmal ein Vaterland, ein im Alltag lebensgefährliches. Und sie hinterlassen Menschen, die wie die Angehörigen der beiden GIs Trauer und Verzweiflung empfinden. Und Hass. Ein fruchtbarer Nährboden für islamischen Terrorismus, der sich als Widerstand gegen Besatzer tarnt. Diese Erkenntnis hat offenbar die US-Regierung alarmiert. Ob aus Einsicht oder taktischen Gründen: Es häufen sich die Ankündigungen, den Vorwurf von Kriegsverbrechen im Irak juristisch aufzuarbeiten. r.jakobs@volksfreund.de

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