Beim Kaiser abschauen

Hört man Wolfgang Thierse reden, könnte man meinen, der Bundestagspräsident lebt in einer anderen Welt. Da fordert er doch tatsächlich die Deutschen dazu auf, Leipzig bei der Olympiabewerbung nicht im Stich zu lassen.

Alles andere wäre eine "deprimierende Erfahrung für die Ostdeutschen". Thierse sei gesagt: Deprimierend ist das, was die Verantwortlichen in Leipzig und Sachsen bislang aus der Bewerbung gemacht haben - mitunter ein Schurkenstück sondergleichen, wodurch das Positive völlig überlagert wird. Und im Stich gelassen worden sind ja wohl nicht Ossis oder Wessis, sondern alle Deutschen, denen diese Bewerbung am Herzen liegt. Thierses moralischer Zeigefinger bringt die Bewerbung jedenfalls nicht weiter. Wenn wirklich noch gerettet werden soll, was vielleicht schon gar nicht mehr zu retten ist, dann brauchen wir jetzt schleunigst den ins Gespräch gebrachten Olympia-Gipfel auf nationaler Ebene. Ein Treffen beim Kanzler, mit einem Machtwort von Gerhard Schröder und Sportminister Otto Schily. Denn nur so kann anscheinend die Leipzig-Bewerbung noch aus dem Sumpf der Probleme herausgeholt werden. Die Verantwortlichen in Sachsen selbst scheinen dazu jedenfalls nicht mehr die Kraft zu haben, wie die immer neuen Skandale und Schwierigkeiten rund um die Bewerbung zeigen. Schlimm ist, dass es soweit überhaupt kommen musste. Vielleicht sollten die Organisatoren auch nur einfach mal bei Franz Beckenbauer anrufen. Der "Kaiser" hat es schließlich vorgemacht, wie man erfolgreich ein weltweit bedeutendes Sportereignis ins Land holt. nachrichten.red@volksfreund.de

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