Berechtigter Zorn

SPD-Chef Franz Müntefering ist zu Recht zornig. "Der Spiegel” hat nichts Besseres zu tun, als den Mann, der den Kanzler geohrfeigt hat, über zwei Seiten ausführlich zu Wort kommen zu lassen. Beste Werbung für die Motive des Durchgedrehten, beste Werbung dafür, dass es auch anders als mit Argumenten geht.

Glückwunsch! In der Tat werden dadurch die Maßstäbe völlig auf den Kopf gestellt - heute muss man also nicht mehr nur schräg aussehen und schief vor Dieter Bohlen singen, um einem Millionenpublikum serviert zu werden. Wer jetzt auch noch Gewalt anwendet, weil er unzufrieden mit der Politik und ihren Protagonisten ist, dem wird der rote Magazinteppich ausgerollt. Medien-Irrsinn ist das, und es dürfte wirklich nur eine Frage der Zeit sein, bis der erste durchgeknallte Nachahmer sagt: "Ich wollte doch nur mal in der Zeitung stehen.” Man kann sich gut vorstellen, wie lang danach (mal wieder) die Gesichter bei den Medien sein werden - und wie felsenfest natürlich die Besserungs-Gelöbnisse. Demokratie verträgt das nicht. Es zählt das Wort und nicht die Faust. Und wem dieses oder jenes nicht passt, der soll sich gefälligst engagieren, demonstrieren, auf alle Fälle zur Wahl gehen. Wer jedoch glaubt, sich daran nicht halten zu müssen, dem darf nicht in dieser Art und Weise ein Forum gegeben werden. Auch nicht vom "Spiegel”. nachrichten.red@volksfreund.de

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