Bernie und der längere Hebel

Die "Königsklasse" befindet sich fest in deutscher Hand, Michael Schumacher fährt in der Formel 1 allen davon. Da müsste man doch denken, dass die Massen auf den Nürburgring pilgern, um Schumi - oder seine nachreisenden Konkurrenten - zu sehen.

Denkste. Die Konjunkturschwäche (und vielleicht auch gerade die Dominanz des Ferrari-Piloten) gehen nicht spurlos an der Eifel vorbei: erneut weniger Zuschauer als im Vorjahr und dies, obwohl sich die Veranstalter einiges haben einfallen lassen. Teilweise niedrigere Eintrittspreise, ein Schnuppertag, um den Kontakt der Fans zur "Königsklasse" zu intensivieren. Am Engagement der "Herren des Rings" liegt es nicht, dass die Zahlen zurückgehen. Wenn man weniger im Portemonnaie hat, überlegt man sich - sofern man nicht Hardcore-Fans ist - zweimal, wofür man sein Geld ausgibt. Den Machern am Ring sind, was die Ticketpreise betrifft, größtenteils die Hände gebunden, denn die werden von "oben" diktiert. Formel-1-Boss Bernie Ecclestone, der den Großteil der Einnahmen für "sein" Kind kassiert, ohne ein Risiko einzugehen, hat immer gut lachen. Muckt ein Veranstalter auf, sitzt Ecclestone am längeren Hebel und kann der Rennstrecke den Laufpass geben, denn er hält genügend Interessenten in der Hinterhand, die sich darum reißen, ein Formel-1-Rennen zu veranstalten. Koste es, was es wolle. Bis 2009 hat sich Ecclestone an die Eifel gebunden, was Ring-Boss Werner Kafitz und seinen Mannen zumindest Planungssicherheit gibt. Es besteht nur die Gefahr, dass das Rad bis dahin überdreht wird. Wenn Schumacher aufhört oder Mercedes und BMW ihr Engagement überdenken, dann hat der Ring ein echtes Problem. Denn ohne Zugpferde könnte die Formel 1 in Deutschland ein Auslaufmodell werden, statt weiter die Überholspur zu besetzen. Dass der Boom vergangener Tage vorbei scheint, sieht sowieso jeder. Kafitz & Co. waren zum Glück weitsichtig genug, schon für diesen Zeitpunkt vor zu planen und andere Geschäftsfelder zu besetzen. Und die einfache Forderung: "Preise runter" lässt sich nicht so einfach in die Tat umsetzen, denn als Wirtschaftsbetrieb (mit dem Land Rheinland-Pfalz als Protegé) muss auch der Ring bestrebt sein, schwarze Zahlen zu schreiben. b.pazen@volksfreund.de

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