Das Dilemma der SPD

Die SPD war klug genug, konkrete Zahlen in ihrem Mindestlohn-Konzept zu vermeiden. Ansonsten wären die Pläne sofort zerrissen worden. Problematisch bleiben sie trotzdem. Natürlich wäre es für alle Arbeitnehmer gut, über ein auskömmliches Einkommen zu verfügen.

Wahr ist auch, dass die Tarifbindung abnimmt und Dumpinglöhne an der Tagesordnung sind. Gleichwohl gibt es in Deutschland längst einen implizierten Mindestlohn. Er bemisst sich an den Hartz-IV-Empfängern. Läge ein tatsächlicher Mindestlohn unter ihren Einkünften, dann wäre es attraktiver, auf Kosten von Vater Staat zu leben. Das will auch die SPD nicht. Nach ihren Vorstellungen soll der Mindestlohn eine eigenständige Existenzsicherung gewährleisten. Doch so hoch kann kein Mindestlohn sein, dass er sämtliche Zuwendungen für eine Hartz-IV-Familie abdeckt. In einem solchen Fall käme es tatsächlich zu einem massiven Abbau von Arbeitsplätzen, weil sie schlicht nicht mehr bezahlbar wären. Leidtragende sind Bevölkerungsschichten mit geringer oder gar keiner Qualifizierung. Wie sich dieses Dilemma lösen lässt, bleibt ein Rätsel. Das Beispiel Großbritannien kann kaum als Vorbild taugen. Dort gibt es einen ansehnlichen Mindestlohn. Doch der relativiert sich schnell, wenn man um die britischen Lebenshaltungskosten weiß. Fazit: Es macht Sinn, die Aushandlung der Löhne weiter den Tarifparteien zu überlassen. nachrichten.red@volksfreund.de

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