Das Füllhorn versiegt

Nur noch minimale medizinische Versorgung für Menschen über 75. Was die Herren Breyer und Wiemeyer in der "Report"-Sendung gefordert haben, geht weit über das hinaus, was erträglich ist. Zwar ist jedem denkenden Menschen in diesem Land klar, dass unser Gesundheitssystem in dieser Form keine Zukunft mehr hat. Nach verschärften englischen Verhältnissen zu rufen, muss aber für alle empörend sein, besonders für die, die zur älteren Generation gehören. Die heftigen Reaktionen sind deshalb verständlich. Und dennoch wird die von den beiden Professoren losgetretene Debatte möglicherweise nützlich sein und die Politiker dazu zwingen, sich endlich ernsthaft mit dem Thema Alter und den Auswirkungen einer immer älter werdenden Gesellschaft auf das soziale System, vor allem auf das Gesundheitssystem, auseinander zu setzen. Es mag daran liegen, dass niemand gerne altert: Viel zu lange haben die Entscheidungsträger einfach negiert, dass immer mehr ältere und immer älter werdende Menschen schon in wenigen Jahren zum Problem werden - wenn sich unsere Gesellschaft nicht darauf einstellt. Ein radikaler Einschnitt in der medizinischen Versorgung - wie von Breyer und Wiemeyer gefordert - wird in Deutschland nicht kommen. Das Füllhorn modernster Medizin wird in Zukunft aber mit Sicherheit nicht mehr allen Menschen zur Verfügung stehen. r.neubert@volksfreund.de

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