David gegen Goliath

Vor einigen Wochen noch hätte man den robusten Ton zwischen Liberalen und Christdemokraten lapidar abtun können als Hahnenkampf um die Gunst des bürgerlichen Lagers.

Vor einigen Wochen noch hätte man den robusten Ton zwischen Liberalen und Christdemokraten lapidar abtun können als Hahnenkampf um die Gunst des bürgerlichen Lagers. Oder als Versuch der Sieben-Prozent-Partei FDP, sich schon einmal als Laus im Pelz des künftigen Koalitionspartners Union zu profilieren. Die Welt hat sich aber weiter gedreht. Links ist auf dem Vormarsch. Auch die große Koalition schwebt nach der Bundestagswahl am 18. September über der Republik. Wenn der gelbe David nun weiter lautstark gegen den schwarzen Goliath opponiert, ist das Ausdruck eines gefährlichen, strategischen Dilemmas, in das die FDP von Parteichef Guido Westerwelle geführt worden ist. Das Image des Mehrheitsbeschaffers hat der Oberliberale seiner Partei nicht abstreifen können. Ist die Mehrheit aber wacklig, fehlt das Profil, um in neuen Gefilden zu fischen, weil durchaus unbekümmerte und weit reichende Inhalte nicht mit Solidität von Personen verbunden werden. Namentlich mit Westerwelle, dessen Wandel zur Ernsthaftigkeit so erfolglos geblieben ist wie einst das Projekt 18, der Beginn allen Übels für die Liberalen. Also reicht es gerade mal dazu, um in den Umfragen den Status quo zu sichern. Und je lauter Westerwelle nun versucht, sich von der Union abzusetzen und Angela Merkel als Reformatorin noch zu übertrumpfen, desto stärker beschleicht den Wähler das launige Gefühl der mangelnden Glaubwürdigkeit. Die Konsequenz: Die alte Klientelpartei FDP wird in Wahrheit nicht wirklich gehört. Das Spiel der Liberalen ist ein heikles für Schwarz-Gelb insgesamt. Der vehemente Verzicht darauf, in diesem kurzen Wahlkampf die Gemeinsamkeiten auch als gemeinsame Alternative anzubieten, hat etwas von politischem Harakiri – und es zeigt, dass die FDP noch nicht begriffen hat, dass ihr vom Wähler schon lange nicht mehr blind die exklusive Rolle des Königsmachers zwischen den Volksparteien zugebilligt wird. Dabei gibt es genügend Einendes im bürgerlichen Lager, das man auch ohne Verzicht auf ein gewisses Maß an Eigenständigkeit herausstellen könnte. nachrichten.red@volksfreund.de

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