Der Gipfel des George W. Bush

Mit einem Federstrich hätte George W. Bush den Gipfel kaputt machen können. Dann hätte es keinen Klimabeschluss gegeben. Mit einem Wort hätte Wladimir Putin die Stimmung zerstören können. Dann näherten wir uns jetzt einem Kalten Krieg.

All das ist nicht passiert, und deshalb wird Heiligendamm positiv in die Geschichte der G8 eingehen. Doch dieser Erfolg ist relativ. Es ist der Erfolg einer Konferenz, die nicht einmal mehr die wichtigsten Industrienationen repräsentiert. Die Diskrepanz zwischen hohem Anspruch der G8 und real sinkender Bedeutung ist überdeutlich geworden. Eine Reform ist überfällig. Sie wurde nicht einmal thematisiert. Alle großen Industrienationen, endlich auch die USA, erkennen den Klimawandel als globales Problem an, alle akzeptieren ihre Verantwortung, alle verpflichten sich zur Reduktion von Treibhausgasen. Das ist Fortschritt, den es anzuerkennen gilt, auch wenn konkrete Zielvorgaben noch fehlen, auch wenn der Konflikt mit den Schwellenländern um das Maß ihrer Beteiligung nicht ausgestanden ist.

Dieser Durchbruch ist George W. Bush zu verdanken. Nicht, dass Bush plötzlich altersmilde geworden wäre. Es war der Druck seiner heimischen Industrie und der Druck seiner Bevölkerung, die nun auch von dem größten Klimaschädiger der Welt Bewegung verlangte. Europa hatte mit seinen Klimabeschlüssen eine Vorlage gegeben, die hilfreich war. Es zeigte sich bei diesem Gipfel, dass der Kontinent dann Weltmacht ist, wenn er mit einer Stimme spricht, nicht als neues oder altes Europa. Europa hat Bush gedrängt, mit Putin endlich direkt über die Raketenabwehr zu reden. Auch dazu war der amerikanische Präsident bereit und schuf so die Voraussetzung für die zweite positive Nachricht dieses Treffens. Beide, Bush wie Putin, haben wenigstens für den Moment den Kurs der Konfrontation aufgegeben, der zu nichts Gutem führen kann. Im Gegenzug verlangte Bush von den Europäern, dass sie bei seiner ehrgeizigeren Afrika-Politik mitmachen. Er wurde so in der anderen wichtigen Frage dieses Gipfels unfreiwillig zum Verbündeten Angela Merkels.

Die Kanzlerin darf mit Fug und Recht sagen, dass ihre Fähigkeit zur Moderation und ihr taktisches Geschick in diesen Tagen einen internationalen Triumph gefeiert haben. Sie sollte sich aber ebenfalls zugestehen, dass viel Glück auf ihrer Seite war. Es hätte auch alles ganz anders kommen können in Heiligendamm.

 Werner Kolhoff.

Werner Kolhoff.

Foto: Iris Maurer
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