Der Stärkste siegt

"Ich will alles geben!" - ein Motto, das in jüngster Zeit oft im Fernsehen zu hören ist. Ob bei "Deutschland sucht den Superstar", "Megaman" oder nun bei der Neu-Auflage der Show "Big Brother". Die Kandidaten legen vor der Kamera ihr Seelenleben bloß - für Geld und in der vagen Hoffnung, ein "Superstar" zu werden. "Gut dressiert", denken die Moderatoren und nicken lächelnd.

Die Hemmschwelle sinkt immer weiter. "Big Brother III" startet mit verschärften Regeln. Zwei Gruppen spielen gegen einander. Die einen haben Sauna, Schwimmbad und anderen Luxus - die anderen leben am Existenzminimum: enges Schlafzimmer, kalte Dusche, kalte Küche. Das alles unter einem Dach, nur durch ein Absperrband getrennt. In so genannten "Battles" - man beachte den militärischen Ausdruck "Schlacht" - werden die Sieger ermittelt. Moderatorin Aleksandra Bechtel verspricht: "Bestimmt wird es ein paar blaue Flecken geben."

Vorbei die Zeiten, in denen die "Big-Brother"-Erstbesiedler Jürgen und Zlatko noch Grund zum Lachen hatten. Sie hingen bei Flaschenbier und Chips auf dem Sofa ab und laberten über Gott und die Welt. Nun soll das Big-Brother-Haus zum Schlachtfeld werden, auf dem Faustrecht gilt.

Die Idee ist nicht neu: Stephen King schrieb den Roman "Todesmarsch", in dem Menschen um ihr Leben rennen, um einen Preis zu gewinnen. Wer nicht mithält, wird erschossen. Zivilisations-Werte wie Menschlichkeit, Vernunft und Aufopferung sind nicht gefragt. So ist es auch bei "Big Brother": Das Selektionsprinzip - "der Stärkste überlebt" - hält im Unterhaltungsfernsehen Einzug. Ein weiterer Beweis für den Niveau-Absturz der Branche.

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