Die Notlösung

Nach dem unrühmlichen Abgang von Florian Gerster übernimmt Frank-Jürgen Weise das Steuer der Bundesagentur für Arbeit. Doch der bisherige Finanzvorstand ist beileibe nicht erste Wahl. Bis zum Schluss haben der Kanzler und sein Wirtschaftsminister den Eindruck erweckt, dass sich für die "größte Baustelle” in der rot-grünen Politik ein besserer Leiter findet. Aber offensichtlich wollte kein prominenter Wirtschaftsfachmann seinen einträglichen Job für den Schleudersessel in Nürnberg aufgeben. Das ist nicht nur ein Armutszeugnis, sondern eine riesige Blamage für die Bundesregierung. Weise hat ganz sicher Managererfahrung. Seine persönliche Verbundenheit mit dem selbstgerechten Amtsvorgänger ist jedoch eine schwere Hypothek. Auch stellt sich die Frage, warum der unkorrekt vergebene Beratervertrag mit der PR-Firma WMP - er markierte den Anfang vom Ende Gersters - ausgerechnet am Finanzvorstand vorbei gegangen sein soll. Weise kommt aus dem Führungsapparat, der vielfach in undurchsichtiger Manier operiert. Das könnte für ihn noch manche Fallstricke bergen. Für Gerhard Schröder und die Seinen hat die Personalie dennoch einen gewissen Charme. Zum einen ist Weise bekennendes Unionsmitglied. Falls der Umbau der Arbeitsagentur stecken bleibt und die Erwerbslosenzahlen weiter in dramatischen Höhen verharren, wäre er ein guter Buhmann. Zum anderen werden Weise Führungsqualitäten nachgesagt, die weniger Unruhe unter den BA-Mitarbeitern auslösen dürften. Insofern könnte sich die Notlösung auch als segensreich erweisen. Ein Wunder für die Arbeitslosen ist freilich nicht zu erwarten. Genau so wenig wie vorher bei Florian Gerster. Denn auch die beste Vermittlung schafft eben noch keine neuen Jobs. nachrichten.red@volksfreund.de

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