Edmund, das war's

Nach seinem Gefühl hat Edmund Stoiber "zum richtigen Zeitpunkt" seinen Rückzug angekündigt. Wie so oft klaffen auch im letzten Akt noch Selbsteinschätzung und Außenwahrnehmung weit auseinander. Der richtige Zeitpunkt wäre für die CSU sicher gewesen, bevor sein Umfeld mit Recherchen über Landrätin Pauli jene Schlammschlacht auslöste, die die Partei geradezu zerlegt hat.

Für die Koalition in Berlin wäre der richtige Zeitpunkt gewesen, als er im Herbst 2005 entgegen aller Ankündigungen doch nicht ins Kabinett eintrat. Hätte er sich damals schon zum Abschied entschlossen statt krampfhaft um seine bundespolitische Geltung zu kämpfen, dann hätte die Koalition wesentlich ruhiger arbeiten können. Dann wäre auch die Gesundheitsreform nicht so verhunzt worden. Für Angela Merkel wäre der richtige Zeitpunkt sogar schon im Sommer 2005 gewesen. Wenn Stoiber ihr ganz den Wahlkampf überlassen, seine Eitelkeit gebremst und die Angriffe auf die Ostdeutschen unterlassen hätte, könnte sie heute womöglich mit der FDP regieren. Die letzte Phase dieses Edmund Stoiber hat seine Verdienste überlagert, ja tief beschädigt. Alle sind froh, dass er geht. Außer vielleicht die Landes-SPD. Danke Edmund, das war's. Mit diesem Slogan hätte sie in die Wahl ziehen können, wie weiland Gerhard Schröder gegen Helmut Kohl. Und vielleicht die große Festung geschleift. Nun sind Huber, Beckstein, Glück, Seehofer und Herrmann allein zu Haus. Ein Big-Brother-Container der Lauernden. Schon prügeln sie sich öffentlich um die Nachfolge. Der Nimbus der Partei ist auf lange Zeit zerstört. Die CSU hatte sich bei den anderen Parteien, gerade auch unter Stoiber, Achtung erworben, weil sie es schaffte, stets Volkspartei zu bleiben. Sozial und modern, mit jungen Gesichtern, wenn eine Verjüngung anstand. Stoiber selbst, darin steckt die große Tragik dieses Politikers, hat diese Modernität mit seiner Selbstüberschätzung wieder zerstört. Alle sollten sich verändern, nur die Spitze nicht. Wie leicht hätte er selbst einen Nachfolger aufbauen können, nachdem sein Zenit mit dem Scheitern der Kanzlerschaft 2002 überschritten war. Und wie gut stünde die CSU dann jetzt da. Die SPD hat in Nordrhein-Westfalen erlebt, dass nichts auf ewig ist. Es gibt keine Erbhöfe mehr, weil sie nicht mehr zeitgemäß sind. Tendenziell auch nicht in Bayern. Edmund Stoiber, das mag wirklich sein Verdienst sein, hat Bayern geöffnet für eine neue politische Vielfalt. nachrichten.red@volksfreund.de

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