Ende oder Anfang?

Desaster. Schmach. Schande. Debakel. Der Auftritt der deutschen Nationalspieler in Italien exakt 100 Tage vor dem Beginn der Weltmeisterschaft im eigenen Land hat für Spott und Hohn im Ausland sowie für Scham und Ratlosigkeit bei den Fans gesorgt.

Der Traum vom vierten WM-Titel nach 1954, 1974 und 1990 ist bei vielen Anhängern geplatzt, lange bevor das Eröffnungsspiel angepfiffen worden ist. Weniger die Tatsache, in Italien verloren zu haben, als vielmehr die Art und Weise, wie sich die deutsche "Mannschaft" in ihr Schicksal gefügt hat, sorgt für Empörung und Entsetzen. Im Aggressivität versprechenden roten Nationaldress präsentierten sich die Klinsmänner harmlos, lustlos und leblos. Nach dem frühen 0:2-Rückstand ließen sich die deutschen Elitekicker ohne erkennbare Gegenwehr vorführen. Einsatzwillen? Zweikampfhärte? Taktisches Geschick? Fehlanzeige. Von Ehrgefühl ganz zu schweigen. Der sportliche Offenbarungseid hat gezeigt, dass es dem deutschen Team an Führungsspielern mangelt. Kein Aufbäumen, kein Aufrütteln - auch nicht von Kapitän Michael Ballack. Was tun, drei Monate vor dem ersten WM-Spiel gegen Costa Rica? Für eine radikale Umkehr des eingeschlagenen Jugend-Kurses ist es zu spät, schon in der Vergangenheit gescheiterte Routiniers wie Wörns oder Hamann helfen der deutschen Elf auch nicht weiter. Vielleicht aber ein Leitwolf wie Oliver Kahn. Dass die Mannschaft begeisternd und erfolgreich spielen kann, hat sie im vergangenen Jahr beim Confederations-Cup bewiesen. Aber wo ist die Euphorie geblieben? Nun, am absoluten Tiefpunkt, muss der ewig grinsende Sunnyboy aus Schwaben seine Lehren ziehen. Dann kann die Pleite am Aschermittwoch vielleicht doch der Beginn eines wunderbaren Traums sein. s.strohm@volksfreund.de

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