Freibrief für Dealer

Die Zeiten, in denen zwischen Eifel, Mosel, Hunsrück unter den Jugendlichen ab und an mal ein Haschisch-Pfeifchen kreiste, die Region in puncto Drogenkonsum aber ansonsten eher ein "Tal der Ahnungslosen" war, sind längst vorbei.

In Trier, Bitburg, Daun, Wittlich oder Morbach wird nicht weniger geraucht, gesnieft, gekokst, geschluckt oder gespritzt als anderswo in Deutschland. Wer's nicht glaubt, muss sich nur einmal mit szenekundigen Sozialarbeitern, Richtern, Polizisten oder Lehrern unterhalten. Oder sich als Zuschauer in die Amts- und Landgerichtssäle der Region verirren. In einer Vielzahl der Strafprozesse geht's mittlerweile um BTM-Delikte, also Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz. Glaubt man Experten, könnten es sogar noch deutlich mehr Verfahren sein. Dass dem nicht so ist, hat einen einfachen Grund: Wo kein Kläger, da kein Richter. Die Wahrscheinlichkeit, als Drogenhändler oder -konsument geschnappt zu werden, ist nicht viel größer als ein Sechser im Lotto. Es gibt in der Region Trier schlichtweg zu wenige Drogenfahnder, die der Rauschgift-Kriminalität zu Leibe rücken. Dass in einem Gebiet, anderthalb Mal so groß wie das Saarland, nur drei Fahnder "operieren", ist schlichtweg skandalös. Und ein Freibrief für alle Dealer und Käufer. "Das Entdeckungsrisiko ist fast gleich null", umschreibt ein Fahnder die Quasi-Bankrott-Erklärung der Polizei. Von offizieller Seite wird das Problem dagegen schön geredet und stolz auf erfolgreiche Anti-Drogen-Projekte wie die Arbeitsgruppe Eifel verwiesen. Fragt man sich nur, warum die in der Tat super-erfolgreiche Fahndungstruppe wieder aufgelöst wurde mit dem Ergebnis, dass die Szene verloren gegangenes Terrain sukzessive wieder zurückerobert. Die nächste AG Eifel, AG Mosel oder AG Hunsrück wird wahrscheinlich eingerichtet, wenn Diebstähle und Fahrzeugaufbrüche wieder inflationär zunehmen und die Polizei - wegen Protests der Bevölkerung - zum Handeln gezwungen wird. Gut, dass es wenigstens noch Leute vom Fach gibt, die das Drogen-Dilemma beim Namen nennen. Noch besser aber wäre es, wenn die Chef-Planer im Trierer Polizeipräsidium auch endlich die richtigen Konsequenzen daraus zögen. r.seydewitz@volksfreund.de

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