Freies Spiel der Kräfte

"Langer Marsch" nennt sich die größte Träger-Rakete der Chinesen, die bald erstmals einen Taikonauten ins All befördert. Das erinnert einerseits an Maos strategischen Truppenrückzug 1934/35, bezeichnet - unfreiwillig komisch - jedoch auch die lange Zeit, die die Supermacht China gebraucht hat, um mit den Konkurrenten USA und Russland gleich zu ziehen.

Gleich zwei Probleme löst die chinesische Führung mit dem "Langen Marsch" auf einen Schlag. Das Raumfahrtprogramm stärkt das Nationalgefühl und lenkt von inneren Problemen ab. Davon hat China jede Menge, wie zum Beispiel im Gesundheitswesen, das durch die Sars-Krankheit auf eine harte Probe gestellt wurde. Im Hintergrund jedoch stehen strategische Ziele, denn Raumfahrt und militärische Rüstung gehen Hand in Hand. Das Gleichgewicht zwischen den Großmächten, die "balance of power" ist schon lange instabil. So stand mit dem Zerfall der Sowjetunion und dem Angriff auf das World Trade Center am 11. September für die US-Strategen fest: Die so genannte "full spectrum dominance" (Vorherrschaft) der USA ist erreicht. Und das behagt den Pekinger Generälen nicht. Ein Raumfahrtprogramm wirft zivilen, aber auch militärischen Nutzen ab. Und den wollen die Militärs nutzen, um ihre Rüstungssysteme auf den neuesten Stand der Technik zu bringen. Damit wäre das freie Spiel der Kräfte wieder eröffnet. hp.linz@volksfreund.de

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