Glosse: Gammel-Schokolade

Da macht eine ganze Generation in Person von zwei Sachsen und fast 30 000 anderen Standhaften mobil gegen das neue Gesicht auf der Kinderschokolade - was ich im Übrigen völlig unterstütze - , und in Trier ist das Problem mit Kevin, wie die Sachsen den neuen Buben auf der Schokoladenpackung getauft haben, weitgehend unbekannt. Denn hier gelten noch Traditionen, Werte und Gepflogenheiten. Es ist ein bisschen wie bei Asterix und Obelix - Kevin erobert die Trierer Läden ebenso wenig wie die Römer das kleine Dorf in Gallien. Denn noch immer lutsche ich jeden Tag genüsslich auf ein, zwei, manchmal auch auf noch mehr Riegeln Kinderschokolade 'rum, auf deren Verpackung noch der gute, alte Günter Euringer zu sehen ist. Und die Tafeln hab' ich erst vorgestern in einem Trierer Supermarkt gekauft, Ehrenwort. In XXXXX-Large, versteht sich: Eine Mammut-Verpackung, in der vier normale Tafeln Platz haben - Günter wie auf Postergröße. Ein Fest für die Sinne, sag' ich da nur. So schön das Ganze auch ist, birgt es doch eine bitter-süße Tatsache: Es beweist, dass Trier weiter vom Geschehen weg ist als Sachsen, sprich als Bösenbrunn, Crinitzberg oder Zabeltitz. Aber vielleicht gibt es auch ist eine andere Erklärung: Trier wird wegen der weisen Voraussicht der Kinderschokolade-Logistiker und der drohenden Dauer-Baustellenstaus auf Zurmaiener Straße, Schweicher Hangbrücke und den anderen Einfallstraßen nicht mehr angesteuert und wurde schon im Januar für den Rest des Jahres mit Kinder-Schokolade versorgt. Und wegen Günter und Kevin ist es jetzt aufgefallen.Und das in der Zeit, in der verdorbene Lebensmittel wegen der Gammelfleisch-Affäre in aller Munde sind. Mir als Vegetarier machte das noch nichts aus. In meinem Mund ist dafür aber vielleicht jetzt die Gammel-Schokolade vom Januar.

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