Glückwunsch, Link!

Das Sahnehäubchen zum Erfolg fehlte: der leibhaftige Auftritt auf der Bühne des Kodak Theaters, um den begehrtesten Filmpreis der Welt persönlich in Empfang zu nehmen. Vielleicht wäre Caroline Link aber auch mit gesunder Tochter nicht nach Los Angeles gefahren angesichts der Tatsache, dass die Deutschen bei der Oscar-Verleihung ohnehin nicht besonders chancenträchtig sind. Immerhin ist es ein knappes Vierteljahrhundert her, seit Volker Schlöndorff 1980 für "Die Blechtrommel" erstmals den Oscar für den besten ausländischen Film entgegen nehmen konnte. Verblüffend ist es schon, dass "Nirgendwo in Afrika" gerade im derzeit deutschfeindlichen Klima gesiegt hat. Was ist der Grund? Der Film erzählt eine anrührende Geschichte, die zudem authentisch ist. Es geht um ein jüdisches Schicksal in menschenverachtender Zeit - ein Thema, das der kulturell einflussreichen "Jewish community" Amerikas gefallen haben dürfte. Und nicht zuletzt ist es der am wenigsten problematische Film gewesen, der in diesem Jahr ins Rennen um die beste ausländische Produktion gegangen ist: politisch ausgesprochen korrekt und - für das zumindest auf der Leinwand auf einer heilen Welt bestehende Durchschnittsamerika - absolut familiengeeignet. Es könnte aber noch einen anderen Grund geben, und der wäre auch nicht zu unterschätzen: Vielleicht wollte die Jury ein deutliches Zeichen gegen die anti-deutsche Stimmung setzen. Dann wäre die Ehrung für Caroline Links Film (auch) als Politikum zu verstehen - ein Fanal gegen die Krieger, ein Signal für die Vernunft. Die deutsche Filmfamilie jubelt natürlich und freut sich mit Link. Ob der Preis allerdings tatsächlich "dem ganzen deutschen Film hilft", wie Filmproduzent Eberhard Junkersdorf jubelte, darf allerdings bezweifelt werden. Dann hätten ja auch damals, als Schlöndorff die Trophäe mit nach Hause brachte, die Allens, Spielbergs, de Palmas und Scorseses hierzulande nur so aus dem Boden schießen müssen, wurde der "Blechtrommel"-Oscar doch seinerzeit ebenfalls als "Aufbruchssignal" gewertet. Übrigens: Der "New York Times", wichtigste US-Zeitung auch für kulturelle Belange, war der deutsche Gewinn bei ihrer Online-Berichterstattung über das größte und weltweit am meisten beachtete Kulturereignis Amerikas nicht eine einzige Zeile wert. Gab es dafür möglicherweise Anweisungen von höherer Stelle? Das soll in diesen Tagen in Amerika ja nicht mehr unüblich sein... So oder so: Glückwunsch, Link!

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