Griff nach den Sternen

"Eine Reise von tausend Meilen beginnt mit dem ersten Schritt", lautet ein chinesisches Sprichwort. Den hat jetzt - mehr als vierzig Jahre nach dem ersten bemannten Raumflug von Juri Gagarin - ein Chinese getan. Die Raumfahrer aus dem Reich der Mitte haben sich mit Geduld und Beharrlichkeit in die erste Liga der Raumfahrt-Nationen katapultiert. Mao, der schon in den Siebzigern ein Taikonautenkorps aus politischem Kalkül ins Leben rief, wäre stolz. Die Chinesen bringen mit dem Griff nach den Sternen frischen Wind in die Raumfahrt, deren Hauptakteure USA und Russland vom Columbia-Trauma respektive leeren Kassen ernüchtert sind. Die Nasa muss bis zum Atlantis-Start im März im eigenen Laden aufräumen, die Russen schaffen gerade noch zwei bemannte Raumflüge im Jahr. Davon unbelastet kann sich China auf sein Programm konzentrieren. Das hinkt zwar dem der "Etablierten" noch ein wenig hinterher, doch die Pläne für ein Weltraumteleskop, eine Raumstation und eine Mondbasis - Letztere wohl erst jenseits von 2010 - sind ehrgeizig. Der Flug des "Magischen Schiffes" bedeutet mehr als Palasthühnchen im Orbit, eine dritte Amtssprache und mehr Schrott im All. Neben Prestige verspricht er für China einen Fortschritt in Forschung und Technologie - freilich auch einen militärischen. Schon um einer Konfrontation im All keine Nahrung zu geben, gilt es dem politisch Rechnung zu tragen. Von einer stärkeren Einbindung Chinas profitieren könnte die internationale Raumstation ISS. Interesse hat die Volksrepublik für das europäische Navigationssystem Galileo bekundet. Auch ein Engagement der Chinesen bei den Mars-Missionen von Esa und Nasa wäre sinnvoll - auch wenn vieles noch in den Sternen steht. j.engbrocks@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort