Gut so

Endlich wird die leidige Debatte um einen EU-Beitritt der Türkei in ein Licht gerückt, in das es gehört - und das auch noch von höchster Stelle: Viel zu früh, viel zu populistisch streiten sich deutsche Politiker darum, ob das Land am Bosporus zur Europäischen Union gehört oder nicht.

Es ist gut, dass Bundespräsident Johannes Rau nun zur Zurückhaltung auffordert und mehr Sachlichkeit anmahnt. Aber: Ein Wahljahr sondergleichen hat begonnen. Und mit dem Thema Türkei lässt sich nun mal auf Stimmenfang gehen, nicht nur bei der Europawahl. Verantwortliche Politik ist das nicht, denn bewusst wird mit Ressentiments für einen schnellen, politischen Erfolg gespielt. Dabei ist doch klar, wenn überhaupt wird der Türkei nicht heute, auch nicht morgen die Tür zur EU geöffnet. Man muss sich nur daran erinnern, wie langwierig und schwierig der Aufnahmeprozess der osteuropäischen Länder gewesen ist. Dann wird schnell klar, eine mögliche, europäische Einbettung ausgerechnet der Türkei mit ihrem anderen Kulturkreis dürfte mindestens genauso problematisch sein. Deswegen setzt die EU ja zu Recht auf einen intensiven Klärungs- und Annäherungsprozess. Natürlich muss über die Perspektiven für das Land diskutiert und es darf sich auch positioniert werden. Aber bitte schön zur gegeben Zeit. Denn diese Frage ist einfach zu heikel, als dass sie von den Wahlkämpfern missbraucht werden dürfte. nachrichten.red@volksfreund.de

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