Hoffnungsträger

Wenn von heute an die US-Demokraten vier Tage lang in Boston ihren Präsidentschafts-Hoffnungsträger John Kerry bejubeln, drängen sich vor allem zwei Fragen auf: Welchen Sinn machteine schon vor der ersten Rede sorgfältig vor allem auf den Show-Effekt abgestimmte, sündhaft teure Veranstaltung, die angesichts der Furcht vor neuen Terroranschlägen eine ganze Stadt zur verlockenden Zielscheibe für Extremisten macht?

Und: Welche Erkenntnisse lassen sich für die künftigen transatlantischen Beziehungen aus dem Nominierungsparteitag gewinnen - für den durchaus vorstellbaren Fall, dass Kerry George W. Bush aus dem Weißen Haus verdrängen kann? Nimmt man die bisherigen Aussagen John Kerrys zum Maßstab, so will dieser der internationalen Gemeinschaft, vor allem der Uno, in wichtigen Fragen wieder eine größere Rolle einräumen und beschädigte Vertrauensverhältnisse reparieren. Kerrys Hauptargument - und damit grenzt er sich von Bush ab - lautet: Bei der Lösung künftiger Krisen wird ein multilateraler Ansatz der bedeutende und letztlich hilfreiche Unterschied sein. Das mag aus europäischer Sicht die beste Botschaft zu Beginn der Bostoner Polit-Show sein - doch entbindet dies die EU- und Nato-Staaten nicht von der Pflicht, bereits jetzt zu überlegen, welchen Preis sie für eine bessere Kooperation zu zahlen bereit sind. Denn Mitsprache wird nicht ohne die Übernahme von Mitverantwortung einhergehen können. nachrichten.red@volksfreund.de

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