Hoppes abstruse Idee

Die Ideen auf dem Feld des Gesundheitswesens treiben wahrlich seltsame Blüten. Vor ein paar Wochen sorgte der Handwerksverband mit dem Vorschlag für Aufregung, Krankheitstage mit dem Urlaub zu verrechnen. Dann machte sich die Wirtschaft für eine Kürzung der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall stark.

Die Ideen auf dem Feld des Gesundheitswesens treiben wahrlich seltsame Blüten. Vor ein paar Wochen sorgte der Handwerksverband mit dem Vorschlag für Aufregung, Krankheitstage mit dem Urlaub zu verrechnen. Dann machte sich die Wirtschaft für eine Kürzung der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall stark. Jetzt erhitzt Ärztekammerpräsident Jörg-Dietrich Hoppe die Gemüter: Wer auf einen gesunden Lebenswandel verzichtet, der soll auch seine Medikamente nicht mehr von den Assekuranzen bezahlt kriegen, fordert der Verbandschef. Nun ist es zweifellos richtig, dass sich viele Verschreibungen erübrigen würden, wenn Versicherte zum Beispiel auf Tabak oder Alkohol verzichten.Ebenso gut könnte man aber auch einem Patienten die Behandlung auf Kosten der Solidargemeinschaft verweigern, wenn er sich beim Radfahren oder Skilauf verletzt. Schließlich handelt es sich um sein privates Vergnügen. Näher betrachtet ist Hoppes Idee dann auch nicht nur zynisch, sondern völlig unpraktikabel. Wer soll kontrollieren, ob ein Mensch gesund lebt oder nicht? Statt einem abstrusen Zwang das Wort zu reden, tut Aufklärung Not. Der Arzt hat es in der Hand, den Patienten über gesundheitliche Risiken zu informieren, anstatt gleich zum Rezeptblock zu greifen. Zweifellos drohen die Kassenausgaben für Arzneimittel erneut davon zu laufen. Diese Entwicklung lässt sich nicht mit Schnellschüssen Marke Hoppe bremsen. Wohl aber könnten teure Markenpräparate verstärkt durch kostengünstige Nachahmer-Präparate ersetzt werden. Darüber sollte Hoppe eine öffentliche Diskussion führen, anstatt die Patienten mit unausgegorenen Gedankenspielen zu verunsichern.

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