Im Gespräch

So merkwürdig es auch klingen mag: Die große Koalition in Berlin hat dafür gesorgt, dass Politik nicht mehr in Talkshows gemacht wird, sondern wieder in den Gremien, die dafür zuständig sind. Viele Jahre lang zuvor hatten die Spitzenvertreter der beiden großen Parteien sich ihre Schlachten in Fernsehstudios statt im Deutschen Bundestag geliefert.

Seit sie seit einem Jahr in einem (Regierungs-)Boot sitzen, sinkt das Interesse der Öffentlichkeit an politischen Talkshows rapide. Denn Sabine Christiansen oder Sandra Maischberger in der ARD und Maybrit Illner im ZDF müssen sich entweder mit der verbalen Rauflust der Repräsentanten der kleinen Oppositionsparteien begnügen, weil "die Großen" sich als Bündnispartner gegenseitig höflich schonen. Oder sie müssen auf Oldtimer zurückgreifen, die ihre politische Zukunft längst hinter sich haben. Zu sehen war das am vergangenen Sonntag bei Christiansen, wo Heiner Geißler (76), Gerhard Schröder (62) und Otmar Schreiner (60) talkten. Und am letzten Dienstag bei Maischberger, die Erhard Eppler (79), Kurt Biedenkopf (76), Norbert Blüm (71) und Paul Kirchhoff (63) als Gäste hatte. Zu hören waren da theoretische Trockenübungen ohne Bedeutung für die praktische aktuelle Politik. Das drückt natürlich das Interesse und die Fernsehquote. Aber das Fehlen verbaler Ringschlachten dürfte dafür die Qualität des Prozesses politischer Entscheidungsfindungen wieder erheblich steigern. Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende Ihr Walter W. Weber Chefredakteur

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