Im Gespräch

Als vor einer Woche die Meldung vom Tod Ephraim Kishons von den Nachrichtenagenturen verbreitet wurde, lief vor meinem geistigen Auge ein alter Film ab. Ich saß diesem Bestseller-Autor und wohl weltweit erfolgreichsten Satiriker unserer Zeit 1990 in einem Saarbrücker Hotel gegenüber.

Es war das erste Mal, dass ich ihn persönlich traf. Und es war eines der interessantesten, wenngleich auch schwierigsten Interviews, das ich jemals führte. Kishon misstraute Journalisten. "Sie fragen mich nie das, worüber ich gerne etwas sagen würde. Und wenn ich trotzdem einmal über so etwas rede, dann drucken oder senden sie das nicht", beklagte er sich. Es dauerte eine gewisse Zeit, bis er sich entspannte und meinen Fragen öffnete. Und dann wurde es spannend und richtig interessant. Wir sprachen wenig über Satire, dafür mehr über Literatur, über Tolstoj, Zola, Dumas, Dickens, Thomas Mann und Jaroslav Hasek, den "Vater" des braven Soldaten Schwejk. Und am meisten sprachen wir über Politik, über Israel, den Holocaust und Antisemitismus. Man hatte ihm mehrfach Regierungsämter angeboten, unter anderem schon Golda Meir das des Informationsministers, gestand er mir. "Aber nicht für eine Minute habe ich das in Erwägung gezogen." Wohl alle seine Leser werden sagen: Diese Wahl zwischen Schreiben und Politik war die beste Entscheidung seines Lebens. Denn in seinen Büchern lebt er weiter. Bis zum nächsten Mal Ihr Walter W. WeberChefredakteur

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