"Kreuze gehören nicht in den Keller"

TRIER/DRESDEN. Im Streit um die abgehängten Kreuze im Trierer Justizgebäude lässt die Union nicht locker. Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) ist der bislang prominenteste Politiker, der auf die anhaltende Diskussion reagierte. Stoibers Forderung: Kreuze gehören nicht in den Keller.

Erst wurde das vom TV vor drei Wochen ans Licht gebrachte Errege-Thema nur in der Region diskutiert, wenig später auch auf Landesebene. Und seit sich zuletzt die Unionsbeauftragte für Kirchen und Religionsgemeinschaften, Ingrid Fischbach, sowie zahlreiche überregionale Medien (siehe Extra) mit dem Kruzifix-Streit befassten, ist das Trierer Thema sogar bundesweit im Fokus. Auf dem Dresdener CDU-Parteitag kam gestern selbst der als Gastredner geladene bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) auf die Schlagzeilen machenden Vorgänge in Deutschlands ältester Diözese zu sprechen. "Ich bin froh, dass viele Bürger und auch der Bischof von Trier massiv dagegen protestiert haben, als das Kruzifix aus dem Landgericht Trier entfernt worden ist", sagte Stoiber in seinen Ausführungen über die Renaissance der Werte. Weil die Wurzeln dieser Werte in Humanismus und Christentum lägen, sei das Kreuz auch für Nichtchristen ein Symbol von Toleranz und Menschenrechten. Deshalb gehöre das Kreuz in die deutschen Schulen, Parlamente und Gerichtssäle, sagte der bayerische Ministerpräsident. Die CDU-Parlamentarier Bernhard Kaster und Michael Billen erneuerten anschließend ihre Forderung an den Mainzer Ministerpräsidenten Kurt Beck (SPD). "Die Landesregierung sollte den Mut aufbringen, die Kreuze wieder aus dem Keller in die Mitte der Gesellschaft zu holen", sagte Kaster. In rheinland-pfälzischen SPD-Kreisen wird indes bereits seit Tagen hinter vorgehaltener Hand darüber spekuliert, dass das Thema "Kreuze im Landgericht" von der CDU lanciert worden sei, um die Wahl des auf SPD-Ticket fahrenden Trierer Landgerichtspräsidenten Wolfgang Krämer zum neuen Richter am Landesverfassungsgerichtshof zu verhindern. Weil die Unionsfraktion ihre zur Zweidrittelmehrheit notwendige Unterstützung für Krämer vor zwei Wochen kurzfristig aufgekündigt hatte, war die Wahl kurzfristig geplatzt. Im Dezember oder Januar soll es nun einen neuen Anlauf geben. Dass sich der TV von der CDU habe instrumentalisieren lassen, ist zwar eine schöne Verschwörungstheorie. Wahr ist sie dadurch aber nicht. Denn bereits im März hatte unsere Zeitung erstmals über die angeblich verschwundenen Kreuze im Justizgebäude berichtet. Damalige Aussage: Es gebe keinen Hintergrund. Einige Monate später haben wir nun einfach das getan, was wir in solchen Fällen immer tun: nachgehakt. Der Artikel darüber war der Beginn der mittlerweile bundesweit Schlagzeilen machenden Kreuz-Affäre. So banal ist manchmal die Wirklichkeit.

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