Kriegsziel verfehlt

Es gibt Tage, da traut man seinen Ohren nicht. So verkündete US-Präsident George W. Bush am Wochenende, dass nur deshalb bisher keine Massen-Vernichtungswaffen im Irak gefunden werden konnten, weil viele ihrer Aufbewahrungsorte geplündert worden seien. Diese Erklärung ist nicht nur ein Armutszeugnis für das Versagen der US-Armee und ihrer Verbündeten, die vermuteten Lager rechtzeitig abzusichern. Sie ist auch eine neue Variante im bunten Strauß der Argumente, die sich das Weiße Haus bisher zur Verteidigung der vergeblichen Suche nach jenem Arsenal hat einfallen lassen, von dessen Existenz Colin Powell den Rest der Welt überzeugen wollte. Sie seien zerstört, außer Landes geschafft oder segelten gar im Bauch von irakischen Frachtern um die Welt - an Ideen mangelt es Washington wahrlich nicht. Doch hat irgend einer der Berater Bushs dem Präsidenten eigentlich klar gemacht, wie schwer dessen jüngste Aussage tatsächlich wiegt? Denn Bush räumt erstmals ein, dass wohl das geschehen ist, was mit dem Sturm auf Bagdad unbedingt verhindern werden sollte: Dass nämlich chemische und biologische Waffen weiterverbreitet werden und am Ende in falsche Hände geraten. Deutlicher kann man es nicht sagen: Kriegsziel verfehlt. nachrichten.red@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort