Lustloser Kunde

Seit mehr als zehn Jahren laufen im Gesundheitssystem die Kosten massiv aus dem Ruder. Politiker versuchen sich in halbherzigen Strukturreformen und scheitern selbst damit meist an den einflussreichen Lobby-Gruppen aller beteiligten Profiteure dieser scheinbar zementierten Strukturen.

Und der Kassen-Patient geht zum Arzt, ohne dass ihn Honorar und Umfang der Behandlung sonderlich interessieren: Es ist ja alles kostenlos. Doch hier irrt der Arzt-Kunde gewaltig. Zumindest als Beitragszahler ist er überall mit von der Partie, wenn untersucht, behandelt und verordnet wird. Dabei ist garantiert nicht alles sinnvoll, aber teuer. Sich nur auf das Lamentieren über ständig steigende Kassenbeiträge zurück zu ziehen, ist zu wenig. Das Mainzer Modellprojekt zeigt, dass Informationsbedürfnis undKostenbewusstsein genau dort enden, wo die persönliche Rechnung fehlt. Doch gerade im Gesundheitsmarkt, der Jahr für Jahr Milliarden Euro verschiebt, muss es nicht nur ein Anspruch auf Transparenz, sondern auch ein Verpflichtung dazu geben, sie einzufordern. Eine wenig gefragte Patientenquittung kann niemanden zufrieden stellen. Hier ist Aufklärung des "Kunden" notwendig, um für ärztliche Leistungsnachweise und Kosten sensibel zu machen. Spätestens, wenn die spürbarefinanzielle Eigenbeteiligung vor der Tür steht, wird es vorbei sein mit dem lustlosen Blick auf den Abrechnungsbeleg, der einen scheinbar nichts angeht. j.winkler@volksfreund.de

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