Mehr Sachlichkeit, bitte!

Das Thema ist heiß. Wie heiß, zeigt die Tatsache, dass der Regierungs-Entwurf für ein deutsches Anti-Diskriminierungsgesetz unter Verschluss gehalten wird. Doch spätestens, wenn der Entwurf demnächst in den Bundestag geht, wird das Thema hochkochen.

Und das ist durchaus wünschenswert. Denn eine breite öffentliche Debatte über das Anti-Diskriminierungsgesetz bietet eine Chance: das Thema "Umgang mit Ausländern in Deutschland" zu ent-ideologisieren - oder wenigstens einen Anfang zu machen. Diffusen Überfremdungsängsten bei einem Teil der Bevölkerung steht derzeit die politisch korrekte Haltung gegenüber, deren Vertreter aus Angst vor den Vorbehalten der anderen Seite Probleme oft tief hängen, schnell die Keule "ausländerfeindlich" zur Hand nehmen - und so ihren Kritikern erst recht Munition liefern. Ein Teufelskreis. Das Anti-Diskriminierungsgesetz ruft - jedenfalls war es beim ersten Anlauf vor zwei Jahren so - mit Kirche und Arbeitgeber-Verbänden - Hauptkritiker auf den Plan, denen niemand ernsthaft Fremdenfeindlichkeit unterstellen wird. Also gibt es gute Voraussetzungen, sachlich und ohne hochkochende Emotionen über Chancen und Risiken zu diskutieren. Gelingt das, wäre zumindest ein Schritt hin zu einem entspannteren Umgang mit dem Thema Ausländer in Deutschland getan. Der ist bitter nötig. Denn dass ausländische Arbeitskräfte aufgrund des Geburtenrückgangs in Deutschland künftig eine deutlich wichtigere Rolle spielen werden, steht außer Zweifel. Bei der Trierer Migrations-Tagung ging man gar soweit, ein Szenario zu entwerfen, wonach ausländische Fachkräfte künftig die deutsche Mittelschicht bilden werden, während eine deutsche Unterschicht nicht in der Lage sein wird, deren Aufgaben zu übernehmen. Was passiert, wenn bis dahin mit dem Thema Einwanderer in Deutschland nicht deutlich weniger emotional umgegangen wird als heute, möchte man sich lieber nicht vorstellen. i.kreutz@volksfreund.de

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