Meister ohne Zukunft

Die rot-grüne Bundesregierung sägt am Meisterzwang. Die Ankündigung, in 65 Handwerksbereichen Gesellen das Tor zur Firmengründung ohne Meisterbrief zu öffnen, ist eine Kampfansage an die Handwerkslobby. Für Handwerkskammern und den Zentralverband des Deutschen Handwerks ist der große Befähigungsnachweis eine Existenzfrage. Schließlich sind sie die Hüter der Ausbildung und Qualifizierung. Haupt-Argument: Die Ausbildung in Deutschland ist weit besser als in vielen anderen Ländern. Dies beweist das hohe Ansehen deutscher Wertarbeit ebenso wie die niedrige Insolvenzquote im Handwerk. Auch die Argumentation, die die rot-grüne Bundesregierung für ihre Handwerksreform ins Feld führt, ist lückenhaft und wenig glaubhaft. Die Schwarzarbeit soll eingedämmt, der Arbeitsmarkt aufgemischt und der Ausbildungsmarkt belebt werden. Nur mit den eingesetzten Mitteln wird das nicht funktionieren. Maurer, Zimmerer, Dachdecker, Heizungsbauer, Elektro- oder Kraftfahrtechniker - für sie gilt weiter der Meisterzwang, und dort wird auch weiter die Schwarzarbeit blühen. In anderen Bereichen - wie bei Friseuren - ist der Anreiz, ein Unternehmen anzumelden, nicht besonders groß. Mit der angedachten Reform wird sich allenfalls die Struktur im Mittelstand verändern. Es wird mehr Kleinst-Betriebe geben, die nicht ausbilden wollen und können. Ob die Regierung mit ihrer Reform durchkommt oder nicht, der deutsche Meister wird spätestens in einigen Jahren in Brüssel gekippt. Denn der EU sind alle nationalen Begrenzungen ein Dorn im Auge - und auch vor dem Meister werden die EU-Kommissare nicht zurückschrecken. h.waschbuesch@volksfreund.de

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