Mit angezogener Handbremse

Wer fährt in der Grenzregion nicht als Tanktourist rüber ins Ländchen? Im Grunde ist das ein Verhalten, das nur allzu verständlich ist bei ständig steigenden Treibstoffpreisen, die nicht zuletzt durch die Politik in die Höhe getrieben wurden.

Die Luxemburger können trotz klingelnder Kassen ein Lied von verstopften Straßen und belagerten Tankstellen singen. Doch die Pläne der EU-Kommission für eine Angleichung der Diesel-Steuer sind weder diesseits noch jensseits von Sauer und Mosel ein Anlass, auf die Barrikaden zu steigen. Den Tanktourismus wird der Brüsseler Vorstoß allenfalls einschränken, aber nicht abschaffen, so er denn überhaupt umgesetzt wird. Im Bereich der Harmonisierung von Steuersätzen wird stets nur mit angezogener Handbremse gefahren. Gleichwohl ist der Weg richtig - vor allem aus Klimaschutzgründen. Denn Tankfahrten verursachen allein in deutschen Grenzgebieten nach Studien Millionen unsinnig verfahrener Kilometer und damit reichlich Schadstoffausstoß. Für viele Brummifahrer auf der Nord-Süd-Route durch Westeuropa wirkt dabei Luxemburg wie ein Magnet, für den sie lange Umwege in Kauf nehmen und dann auch Bundesstraßen rund um Trier "bevölkern". Steigt der Steueranteil im Nachbarland in den nächsten Jahren tatsächlich von 28 auf 38 Cent pro Liter, wird sich der Einzugsbereich für Tanktourismus verkleinern und dem einen oder anderen eine realistische Öko-Bilanz im Geldbeutel ermöglichen. Vom Entlastungseffekt wird die Region profitieren. Viel gewonnen wäre allerdings zudem bei der Vermeidung privater Tankfahrten, wenn die Mineralölkonzerne nicht - wie von Geisterhand gesteuert - die Treibstoffpreise unmittelbar in Grenznähe auf deutscher Seite oft um sechs Cent pro Liter höher ansetzten als im Hinterland von Eifel und Hunsrück, damit auch ja alle Trierer und Grenzbewohner in Luxemburg tanken, weil dort am verkauftem Liter mehr zu verdienen ist. Hier wird ein übles Spiel mit den Kunden gespielt. j.winkler@volksfreund.de

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