Mit wenig zufrieden

Aufschwung in Sicht: Deutschlands Wirtschaft wächst mit einem Plus von 0,6 Prozent! Soweit die Tatsachen. Soweit auch der Grund der Optimisten zum Jubel. O.k., o.k., werden die Pessimisten abwiegeln. Diese mageren Prozentpünktchen sind ja auch nicht gerade das, wovon Ökonomen, Unternehmer und Arbeitsvermittler träumen.

Denn der Aufschwung basiert fast ausschließlich auf dem deutschen Exportboom, der Konsum bleibt ein Hemmschuh, und die Schaffung von Arbeitsplätzen gelingt erst bei einem Wachstum von anderthalb bis zwei Prozent. Und doch: Wir geben uns in der Bundesrepublik inzwischen mit wenig zufrieden. Angesichts hoher Öl- und Benzinpreise und der Aussicht, dass wegen der Einführung der Mehrwertsteuer im übernächsten Jahr weitere Einbußen beim Konsum zu erwarten sind, ist mehr auch nicht zu erwarten. Den Menschen bleibt zu wenig Geld in der Tasche - um fürs Alter vorzusorgen, zu konsumieren, zu leben. Dass der Export die deutsche Wirtschaft am Leben hält, mag deshalb auf den ersten Blick ein Trost sein. Es zeigt aber auch, wie abhängig Deutschland vom Ausland ist. Aus eigener Kraft wird sich das Land nicht aus dem Sumpf ziehen zu können. Umso positiver ist zu werten, dass zumindest ein Teil der Firmen mit Produkten im Ausland so viel Gewinn erzielt, dass sie wieder mehr investieren - und so viel Optimismus verbreiten, dass 0,6 Prozent Wirtschaftswachstum bereits als Boom verstanden werden - ein Beispiel, wovon die ganze Konjunktur profitieren könnte. s.schwadorf@volksfreund.de

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