Müllkippe Postfach

Würde die Apokalypse fortgeschrieben, müsste ihr noch ein Kapitel hinzugefügt werden. Wie elektronische Heuschrecken fallen Werbemails über die elektronischen Postfächer von Nutzern in aller Welt her. Selbst hartgesottene User verzweifeln ob der täglich zunehmenden Menge an unerbetener Post. Es war überfällig, dass sich die Hauptakteure aus der Internetwirtschaft Gedanken darüber machen, wie man das Problem in den Griff bekommt, bevor die Heimsuchung weiter ausufert. Dabei geht es nicht nur um verärgerte Privatnutzer, sondern einen immensen Schaden, der Unternehmen durch das sisyphusgleiche Sortieren und Beseitigen der Post entsteht. Die Internet-Wirtschaft ist mit verstopften Leitungen, überquellenden Datenspeichern und den Anfragen genervter Nutzer heute schon der Online-Müllmann. Der Anti-Spam-Tag ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Er kann nur Aufklärungsarbeit leisten und die Nutzer sensibilisieren. Mehr Handfestes ist vom ersten deutschen Spam-Kongress zu erwarten, zumindest zu erhoffen. Intelligente Filtersysteme sind gefragt, aber sie erfordern auch eine Einsicht der Nutzer in ihre Begrenztheit. Die Provider sitzen zudem in der Zwickmühle. Sie müssen möglicherweise einigen ihrer Kunden, die selbst Spam verschicken, auf die Füße treten. Die drakonischen Maßnahmen gegen Spammer in den USA sind ein Lichtblick, kommt doch die Spam-Bugwelle über den großen Teich. Welche kriminellen Energien manche Absender antreiben, zeigt der Fall des "Buffalo-Spammers” der durch Kreditkartenklau und Urkundenfälschung unter 300 verschiedenen Identitäten das Netz mit 850 Millionen Mails überschwemmte. Wenn Leuten wie ihm das Handwerk gelegt wird, können wir endlich wieder in Ruhe unsere Briefe lesen - ohne überflüssige Post, die mehr Standfestigkeit, Glück oder Reichtum verheißt. j.engbrocks@volksfreund.de

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