Neuer Wille

Jetzt aber! Sie sprechen heute wieder miteinander, die Bahn und die Gewerkschaft der Lokomotivführer. Der massive öffentliche Druck zeigt Wirkung: Endlich wird der Konzern ein neues Angebot vorlegen, Gewerkschaftsboss Schell sagt bereits, dass bis Weihnachten ein Kompromiss möglich sei.

Zu schön, um wahr zu sein. Auf beiden Seiten scheint es neuen Willen zur Einigung zu geben. Das macht tatsächlich Hoffnung auf die baldige Beilegung des Tarifstreits. Dennoch: Vorsicht ist geboten. Schließlich geht es in dem seit sieben Monaten hart geführten Konflikt längst nicht mehr nur um die Lohnfindung und die Frage eines eigenständigen Tarifvertrages für die GDL. Persönliche Eitelkeiten, gar ein Machtkampf starrhalsiger Führungsfiguren hat in der Vergangenheit die Findung eines tragfähigen Kompromisses deutlich erschwert. Bahnchef Mehdorn und Gewerkschafter Schell werden daher gehörig über ihren Schatten springen müssen, um ein weiteres Gesprächsdebakel zu verhindern. Einen eigenen Tarifvertrag für die Lokführer wird es nicht geben. Das ist so gut wie sicher, seit der Bahn-Aufsichtsrat Mehdorn und Co. volle Rückendeckung gegeben hat. Man muss das nicht unbedingt bedauern, eine Zersplitterung der Tariflandschaft nutzt in der Regel weder dem Standort noch den Gewerkschaften. Dafür können die Lokführer aber noch einmal mit der Aufstockung des Lohnangebots und verbesserten Arbeitsbedingungen rechnen. Das wäre ein vertretbarer Teilerfolg. Vor allem nämlich, wenn man bedenkt, wie wenig andere Arbeitnehmergruppen bisher vom Aufschwung profitiert haben. nachrichten.red@volksfreund.de

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