Politik und kluge Köpfe

Ein treffendes Philosophenwort zur rechten Zeit, macht mächtig Eindruck und zeugt von Belesenheit. In diesem Motto schienen sich in dieser Woche die Matadore der Haushalts-Schlacht im Mainzer Landtag ausnahmsweise einmal weitgehend einig gewesen zu sein. Nach jeweils rund einstündigen Redebeiträgen, die alles andere als unterhaltsam waren, wollte man sich offenbar wenigstens einen guten Abgang verschaffen und servierte dabei hoch geistige Kost. SPD-Fraktionschef Joachim Mertes ließ nach einem holperigen Ritt durch den Etat-Parcours als "Ausputzer" der Koalition den alten Machtmenschen Macchiavelli zu Wort kommen, weil jeder der was Neues wagt, " hat alle die zu Feinden, die von der alten Ordnung Vorteile haben ". Kaum verwunderlich also, dass sie "bei jeder Gelegenheit mit aller Leidenschaft angreifen", rieb der stets mit allerlei Zitaten und Sprüchen gerüstete Mertes der Opposition unter die Nase. Grünen-Frontfrau Ise Thomas, von Hause aus Psychologin, konterte geschickt nach einer langen Negativliste an die Adresse der Regierung mit einem positiven Spruch, den Goethe einst Wilhelm Meister sagen ließ: "Wenn die Welt nicht ganz verschwinden soll, so muss man sich zu denen halten, welche sie aufzubauen im Stande sind." Die ganze Haushalts-Philosophie der Liberalen konnte FDP-Fraktionsvorsitzender Werner Kuhn trotz umfassender Erklärungen gottlob am Ende doch noch in einem Satz des antiken Geistmenschen Plutarch zusammenfassen: "Derjenige Haushalt ist der beste, in dem man nichts Überflüssiges findet und der nichts Notwendiges entbehrt." Allein der promovierte Philosoph und Kant-Kenner Christoph Böhr hielt sich als Anführer der CDU-Riege mit einem Ausflug in die Welt der Dichter und Denker zurück. Er bemühte seine Lebenserfahrung, um die Geldbeschaffung des Landes zu attackieren, wenn etwa den Kommunen oder Bürgern an einem Ende etwas genommen wird, um es ihnen auf der anderen Seite wieder wohlwollend zu gute kommen zu lassen. Wenn er seiner Frau etwas zu Weihnachten schenken wolle, plündere er ja auch nicht erst ihr Konto, um sie anschließend zu überraschen, sagte Böhr. Da wusste doch jeder gleich, was gemeint ist, ohne so kluge Köpfe wie Macchiavelli, Goethe oder Plutarch fragen zu müssen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort