Pragmatischer Präses

Der Eiserne Vorhang ist weg, die Mauer gefallen – kann es ein ähnlich umwerfendes Erfolgserlebnis in absehbarer Zeit auch für die getrennten Kirchen geben? Eine echte Wiedervereinigung?

Der Eiserne Vorhang ist weg, die Mauer gefallen – kann es ein ähnlich umwerfendes Erfolgserlebnis in absehbarer Zeit auch für die getrennten Kirchen geben? Eine echte Wiedervereinigung? Präses Nikolaus Schneider hat beim Redaktionsgespräch im TV deutlich gemacht, dass das Thema Ökumene für die evangelischen Christen, die er vertritt, kein Randthema ist, sondern eine zentrale Frage. Weit wichtiger etwa als die immer mal wieder geforderte Abschaffung der Kirchensteuer. Obwohl auch sie hüben wie drüben, also in der evangelischen wie in der katholischen Welt, ein lohnendes Thema sein könnte. Einerseits dämpft der Kirchenmann Schneider die Hoffnung auf den schnellen und großen ökumenischen Durchbruch. Auch wenn die evangelische Kirche selbst so alt noch nicht ist, so ist ihr das Denken in Jahrtausenden längst ein Begriff geworden – wohl nicht zuletzt dadurch, dass gerade in der katholischen Schwesterkirche die Mühlen besonders langsam mahlen. Präses Schneider selbst wählt ein anderes Bild: Der ökumenische Prozess bleibt ein Bohren dicker Bretter. Wozu es aber keine Alternative gibt und was nicht entmutigen darf. Wie schon sein Mitbruder, der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche, Bischof Wolfgang Huber, traut auch Präses Schneider dabei dem neuen Papst Benedikt einiges zu. Mehr jedenfalls, als etliche innerkatholische Skeptiker – ein beachtlicher Vorgang. Ob für Papst oder Synode, kleine(n) Pfarrer(in) oder Gemeindediener: Laut Pragmatiker Schneider sind die kleinen Schritte und die Verantwortung jedes Einzelnen im jeweiligen Bereich gefragt. Der Präses selber steht da auch in der Pflicht. Und er kann auf Bewährtes zurückgreifen. So hat sein Vorvorgänger im Amt, Präses Peter Beier, einst mit seinem katholischen Gesprächspartner, Altbischof Hermann Josef Spital, eine bemerkenswerte ökumenische Partnerschaft begründet. Darauf kann Schneider aufbauen. Ähnlich bedeutsame Schritte der Annäherung kann er aber nicht im Alleingang tun. Da muss die andere Seite mitziehen. Klar, auf wen es da in erster Linie ankommt: auf den Trierer Bischof Reinhard Marx. m.pfeil@volksfreund.de

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