Prinzip Attacke

Bei den Gewerkschaften gilt weiterhin das Prinzip "Attacke". Logisch, der erste Mai, Tag der Arbeit und des Protestes, steht vor der Tür. Zumindest bis dahin wollen die Funktionäre von DGB, Verdi oder IG-Metall die müde und enttäuschte Arbeitnehmerseele unter Dampf halten.

Aber nicht nur gegen die Reformen, sondern auch für die eigene Sache: Schließlich rennen ihnen wie der SPD die Mitglieder in Scharen davon. Es bleibt dennoch die Frage an die Gewerkschaften, was sie denn als Alternativen zur kritisierten Regierungspolitik anzubieten haben. Bisher glänzen die Herren Sommer, Bsirske und Co doch nur weitgehend dadurch, dass sie permanent den Verlust von Besitzständen anprangern und zum Generalangriff gegen Rot-Grün blasen, damit das mühsam in Gang gesetzte Reformrad wieder zurückgedreht wird. Aber ansonsten? Ansonsten ist die gewerkschaftliche Realität eine wahrlich trübe: Auf die drängenden Probleme in unserem angeschlagenen Sozialstaat bieten die Arbeitnehmervertreter kaum neue und schon gar nicht überzeugende Antworten. SPD-Chef Franz Müntefering hat daher absolut Recht, wenn er die Gewerkschaftsbosse als "Schlaumeier" bezeichnet. Lautstark mosern können sie gut, aber wie es besser gehen soll, wissen sie auch nicht. Nur reicht das genau nicht mehr, wenn man sich überzeugend an die Spitze einer Gegenbewegung setzen will. Moderne Gewerkschaften geben Antworten - und rennen nicht nur fordernd auf die Straße. nachrichten.red@volksfreund.de

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