Scheinheilige Solidarität

RekordmeisterBayern München hat hinter dem Rücken aller anderenBundesliga-Vereine "Schwarzgeld" in Millionenhöhe kassiert. DieKirch-Gruppe, die mit allen deutschen Profi-Vereinen eineneinheitlichen Fernseh-Vertrag ausgehandelt hatte, überwies denMünchnern seit 1999 ein paar zusätzliche Millionen - alsEntschädigung dafür, dass der Topklub nicht ausscherte aus demPrinzip der Zentralvermarktung. Manager Uli Hoeneß hat immerdavon gesprochen, dass sein Klub deutlich mehr verdienen könne,wenn er seine Fernsehrechte mit den Sendern frei verhandeln würde- aber im Sinne der Solidarität nahmen seine gütigen Bayern davonAbstand, um das System Bundesliga nicht auf den Kopf zu stellen.Hoeneß hatte gut reden. Scheinheiligkeit pur. Und ein Schlag insGesicht derer - wie Leverkusen, Schalke oder Dortmund - dieebenfalls deutlich mehr Geld in den Kassen hätten, wenn sie sichnicht dem Joch der - durchaus sinnvollen - Zentralvermarktungunterworfen hätten. Denn ohne diese Solidargemeinschaft wäre dieBundesliga lange über die Wupper gegangen. Klubs wie Cottbus,Bochum, Kaiserslautern oder Bielefeld sind für die Sender ebennicht so interessant wie der "FC Hollywood" aus München. Und daauch die Sender jeden Euro zweimal umdrehen müssen, würden siesich überlegen , wie man Werbekunden am ehesten an sich bindenkann. Da ist Otmar Hitzfeld eben bedeutsamer als Ede Geyer. Aber durch die Zentralvermarktung gehen alle Vereine zumindest im Bereich Fernseh-Gelder mit den gleichen Voraussetzungen in die Saison, besitzen Planungssicherheit. Alle Seiten rechneten es daher dem Liga-Primus hoch an, dass er aufgrund dieser Solidarität auf Millionen verzichtet. Nun haben die Bayern Erklärungsnot. Aber es ist doch ganz einfach, Herr Hoeneß: Teilen sie Ihren großen Kuchen in 18 Stücke - dann hätten wieder alle etwas von den schwarzen Millionen.

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