Schlechte Aussichten

Die rheinland-pfälzischen Christdemokraten könnten eigentlich zufrieden sein. Die fünf CDU-Regionalkonferenzen haben die Befürchtungen vieler Skeptiker widerlegt. Die Kontrahenten Christoph Böhr und Peter Rauen sind manierlich miteinander umgegangen, verbale Schläge unter die Gürtellinie oder gegenseitige polemische Schuldzuweisungen blieben aus.

Fazit: Die Landes-CDU ist also durchaus in der Lage, partei-öffentlich über ein strittiges Thema zu debattieren, ohne dabei die im Vorfeld gerissenen Wunden noch zu vergrößern. Die fünf Regionalkonferenzen haben aber auch noch etwas anderes deutlich gemacht: Keiner der beiden Kontrahenten genießt die Sympathien einer deutlichen Mehrheit der CDU-Mitglieder. Nicht-Charismatiker Böhr ist und bleibt für viele das falsche Zugpferd. Und der in die Jahre gekommene CDU-Bezirks-Chef Rauen ist für die meisten keine echte Alternative. Politik ist manchmal so einfach wie ein Boxkampf: Um zu gewinnen, muss der Herausforderer deutlich besser sein als der Titelverteidiger. Bei den Regionalkonferenzen war das allerdings nicht zu erkennen. Bei der jetzt anstehenden Mitgliederbefragung und beim Sonderparteitag Mitte November ist es von daher egal, ob Peter Rauen oder - was wahrscheinlich ist - Christoph Böhr die Nase vorne haben wird. Der "Gewinner" des Duells wird im Landtagswahlkampf 2006 mit einer Mannschaft in die politische Auseinandersetzung ziehen, die - allen gegenteiligen Beteuerungen der Kontrahenten zum Trotz - nicht geschlossen hinter ihrem Kandidaten stehen wird. Einer der Hauptgründe, warum für die CDU schon die letzte Wahl in die Hose ging. Schlechte Aussichten also für einen Regierungswechsel in Mainz. r.seydewitz@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort