Schmerzhafte Einschnitte

Wenn 140 Mitarbeiter eines großen und wichtigen Unternehmens ihren Job verlieren und vorzeitig aufs Altenteil geschickt werden, wird niemand in Jubelstürme ausbrechen. Wenn zusätzlich 60 Mitarbeiter die Sicherheit einbüßen, die ihnen der Bundesangestelltentarif bietet, und in fünf Jahren Gehaltsverluste fürchten müssen, wird das ebenfalls keinen freuen. Der bevorstehende Personalabbau bei den Trierer Stadtwerken ist jedoch ein notwendiges Übel, bedingt durch den Wettbewerbsdruck und die Globalisierung. Weil die Konkurrenz erheblich billiger produziert, sind schmerzhafte Einschnitte zu Lasten des Personals, wo am meisten gespart werden kann, unumgänglich. Immer mehr Menschen arbeiten immer weniger - daran werden wir uns gewöhnen müssen, wenn wir es nicht schon längst getan haben. Eine Rechnung mit Unbekannten macht indes die Stadt auf. Sie hat an ihrem einstigen Ziehkind ein elementares Interesse, weil sie bei ihm kräftig abkassieren kann. Deshalb hat sich die Kommune dazu entschlossen, in den kommenden Jahren zumindest teilweise auf ihre Dividende zu verzichten und den Löwenanteil der Kosten für die Umstrukturierung zu tragen. Die Sache hat allerdings zwei Haken: Weil Kanzler Schröder vor wenigen Tagen verkündet hat, dass die Regierung das Arbeitslosengeld für ältere Arbeitslose von 32 auf 18 oder sogar zwölf Monate zusammenstreichen will, muss die Stadt an Stelle des Arbeitsamtes einspringen und wohl erheblich mehr berappen als bislang kalkuliert. Außerdem muss sie der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion erklären, weshalb sie trotz chronisch leerer Kassen auf Einnahmen verzichten will. Seinem Naturell entsprechend (Ich mach' das schon!) hat OB Schröer beizeiten verkündet, alles sei klar, obwohl das entscheidende Gespräch mit ADD-Präsident Josef Peter Mertes noch aussteht. Ob der bereit ist, hier einen Präzedenzfall zu schaffen? f.giarra@volksfreund.de

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