Schnellste Partei Deutschlands

SPD - Schnellste Partei Deutschlands. So rasch wie die Genossen hat sich wohl noch nie eine Volkspartei von einem schweren Trauma erholt. Kaum hatte der Parteivorstand mehrheitlich dem bis dato unangefochtenen Chef Müntefering das Misstrauen ausgesprochen, zauberten die über das Ergebnis selbst erschrockenen Putschisten auch schon einen Nachfolger aus dem Hut, den die Partei auch noch artig und quasi einstimmig inthronisierte.

Respekt! Das macht den Sozialdemokraten so rasch niemand nach. Matthias Platzeck war bis vor einigen Tagen außerhalb Brandenburgs selbst für viele Genossen ein unbeschriebenes Blatt. Jetzt steht der 51-Jährige, nur zehn Jahre nach seinem Eintritt, an der Spitze einer traditionsreichen Partei, ausgestattet mit einem Votum, das seinesgleichen sucht. Sicherlich hat Platzeck mit seiner rhetorisch geschickten Bewerbungsrede den Nerv der Partei getroffen, indem er die Augen nach vorne richtete und zugleich über die schmerzlichen Wunden der Vergangenheit sprach. Doch sein fulminantes Wahlergebnis ist auch Ausdruck des schlechten Gewissens einer Partei, deren Mitglieder angesichts des Müntefering-Abgangs zusammengerückt und jetzt kollektiv um Schadensbegrenzung bemüht sind. Es ist letztlich der Linken Andrea Nahles zu verdanken, dass die SPD sich an der Spitze personell erneuert hat, was auch mit Blick auf die nächste Bundestagswahl ohnehin fällig war. Dass die als Königsmörderin geschmähte Genossin gestern dafür nicht abgestraft wurde, zeigt, dass die Partei dies verstanden hat. Die SPD hat die Krise mit Anstand und im Rekordtempo gemeistert. Mal sehen, wie lange dies anhält. r.seydewitz@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort