Synode setzt klare Zeichen

Da haben die Synodale all denen, die es besser wissen wollten, ein Schnippchen geschlagen: Auf der Trierer Ratssitzung der Evangelischen Kirche in Deutschland hat der Berliner Bischof Wolfgang Huber das Rennen um den Ratsvorsitz gemacht, während die vorschnell zur Favoritin gekürte Margot Käßmann klar abgeschlagen ins Feld zurückfiel.

Die Reize der attraktiven hannoverschen Landesbischöfin haben nicht verfangen: Die Aussicht, erstmals mit einer Frau in diesem hohen Amt in den öffentlichen Debatten über Kirche und Gesellschaft Punkte sammeln und sich medienwirksamer als bisher darstellen zu können, war für die breite Mehrheit der Versammlung nicht ausreichend. Im Gegenteil: Es sieht so aus, als wenn diese immer wieder ins Feld geführten, allzu vordergründigen Argumente in der Versammlung selbst einen energischen Ruck in die andere Richtung ausgelöst haben könnte. Der scheidende Ratsvorsitzende Manfred Kock persönlich sprach‘s in die Mikrophone: Schon zu früheren Zeiten hätten Synoden solche Einmischungsversuche von außen nicht gern gesehen - und nicht hingenommen. Auch in Trier erweist sich die Versammlung also als kirchen-demokratisch reif und bereit, mit einer personellen Überraschung ganz bewusst die Gewichte zu setzen, mit denen sich die Kirche vor allem in die aktuelle gesellschaftliche und politische Auseinandersetzung einzubringen gedenkt. Und was da Not tut, das verkörpert am ehesten der gewählte neue Rats-Chef Wolfgang Huber. Er könnte mit seinen politischen Erfahrungen das Bild einer einstmals politisch hoch ambitionierten Evangelischen Kirche kräftig aufpolieren. Wohl gemerkt: Nicht um kirchliche Imagepflege zu betreiben, sondern um - das Evangelium in der Hand - den kirchlichen Auftrag zu erfüllen und für die Menschen einzutreten. Und das sind - angesichts der Massenarbeitslosigkeit und der geplanten politischen Reform-Schläge - zunehmend diejenigen, die keine Lobby haben und auf Hilfe und Solidarität angewiesen sind. Insofern hat die Synode in Trier mit dem Einschwenken auf wieder mehr politische Ambitionen ein wichtiges Zeichen gesetzt und vom neuen Ratsvorsitzende auch schon bekräftigen lassen. Auf Wolfgang Huber ruhen aber auch noch andere Hoffnungen - etwa in Sachen Ökumene. Und hier werden sich viele wünschen, dass er die Linie seines Amtsvorgängers Kock fortentwickelt, der mit seinem katholischen Gegenüber Karl Lehmann die Weichen für echte Fortschritte gesetzt hat. Die werden aber wohl - so langsam, wie die kirchlichen Mühlen halt mahlen - auch in der Amtszeit Wolfgang Hubers keine Aufsehen erregenden Sprünge machen. Das braucht Zeit und langen Atem. Und mit dem könnte die vorerst abgebremste Landesbischöfin Margot Käßmann bei der Wahl in sechs Jahren als attraktiv gebliebene Kandidatin dann vielleicht etwas reißen. m.pfeil@volksfreund.de

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