Traurige Binsenweisheit

Der unglückliche Vorstoß von Arbeitsagentur-Chef Weise für einen möglichen Rückzug aus der Förderung älterer Arbeitsloser im Osten trifft die Bundesregierung zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt.

Die Zahl der Arbeitslosen liegt über der psychologisch verheerenden Schwelle von fünf Millionen. Und bei Hartz IV tritt einmal mehr der bekannte Mangel zu Tage: Selbst ein vorbildliches Bemühen um Vermittlung ist kaum von durchschlagender Wirkung, wenn die notwendigen Jobs dafür fehlen. Weises Feststellung, dass über 55-Jährige im Osten praktisch keine Chance auf einen Arbeitsplatz haben, klingt dann auch wie eine Binsenwahrheit. Die neuen Länder können davon schon seit Jahren ein trauriges Lied singen. Im Westen der Republik sieht es übrigens kaum besser aus. Von der Altergruppe ab 50 aufwärts ist mittlerweile ebenfalls fast jeder Vierte ohne Arbeit. Trotzdem wäre es fatal, sich mit dieser Tatsache einfach abzufinden. Die schwarz-gelbe Vorgängerregierung hat das Problem mit kostspieligen Altersübergangs- und Vorruhestandsregelungen zugekleistert. Unter Rot-Grün wäre das vermutlich kaum anders. Nur leider sind die Kassen leer. Kämen die Älteren bei der Vermittlung tatsächlich nicht mehr zum Zuge, dann wäre das eine Wiedereinführung der Frühverrentung durch die Hintertür. Gleichwohl sollte sich niemand etwas vormachen. So lange die Konjunktur dahin dümpelt, ist auch kein Beschäftigungswunder zu erwarten. Bei den Älteren schon gar nicht. Insofern hat Weise zur Klarheit beigetragen. Auch, wenn das Rot-Grün kaum in den Kram passt.

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