Trauriges Schicksal

Welch trauriges Schicksal die einst so stolze "Troika" ereilt: Während Kanzler Schröder mehr schlecht als recht vor sich hin reformiert und ständig mit Rücktritt drohen muss, verharrt der ehemalige Parteichef Lafontaine in bitterer Ohnmacht, und "verzichtet" Ex-Kanzlerkandidat Scharping nun auf die Fortsetzung seiner Karriere.

Schlimmer geht„s nimmer. Drei Musketiere, die auszogen die Welt zu verbessern, haben vor allem eins geschafft: Ihre Partei zu deprimieren und zu dezimieren. Scharping, von der Parteifreundin Simonis einmal als "Autist" charakterisiert, ist der tragischste Fall der ehedem hoffnungsvollen Enkel. Gegen die Alpha-Tiere Lafontaine und Schröder eigentlich ohne Chance, haben ihn Pech und Fehler der Rivalen sowie eine günstige Konstellation nach oben gespült. Dort ist er nach den klassischen Regeln des Peter-Prinzips gescheitert - was er aber nie zu akzeptieren bereit war. Nicht ein Herr Hunziker oder die offenherzige Liebe zur Gräfin, sondern die Verkennung der eigenen Persönlichkeit hat ihn letztlich den Job gekostet. Dabei ist Scharping ein durchaus routinierter Politiker, der aus dem Durchschnitt heraus ragt. Typ solider Malocher, den jede Fraktion braucht. Seine Verfehlungen sind eher läppischer Natur, weshalb die Rigorosität, mit der die Genossen ihn ins Abseits gemobbt haben, auch so erstaunt. Aber das passt ins Bild einer völlig derangierten Partei: Die SPD hat zwar kaum noch fähiges Personal, aber mit Leuten, die aus dem Raster fallen, kennt sie kein Erbarmen. Mit sich selbst offenbar auch nicht. nachrichten.red@volksfreund.de

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