Türkischer Basar

Immerhin, sie reden freundlich weiter miteinander. Das ist mehr, als der zunehmend genervte Bürger bei allen partei-taktischen Nebelkerzen vor der dritten Sondierungsrunde zwischen Union und SPD erwarten durfte.

Immerhin, sie reden freundlich weiter miteinander. Das ist mehr, als der zunehmend genervte Bürger bei allen partei-taktischen Nebelkerzen vor der dritten Sondierungsrunde zwischen Union und SPD erwarten durfte.Offenbar greift in beiden Lagern die Vernunft um sich. CDU und CSU haben kapiert, dass der Gesprächsfaden nicht abreißen darf, weil man sonst als Blockierer da steht. Und die Spitzengenossen kommen offenbar langsam von den Bäumen herunter, wenn es um den Führungsanspruch von Gerhard Schröder geht. Gleichwohl: Die ungeklärte K-Frage überschattet nach wie vor den Marsch in Richtung Große Koalition. Dafür wurde nun ein eleganter Ausweg gefunden: Die führenden Köpfe beider Seiten haben ein Treffen verabredet, um das Problem aus der Welt zu schaffen. Geht die Rechnung auf, dann hätte sich die Union durchgesetzt. Denn die C-Parteien wollten die Führungsfrage immer geklärt haben, bevor es in die Niederungen der Sachgespräche geht. Aber auch für das Land wäre diese Grundsatzentscheidung ein Segen. Denn die Probleme sind nicht kleiner geworden, nur weil die Berliner Politik seit ein paar Wochen mit Sandförmchen spielt. Man kann sich gut vorstellen, dass es beim Showdown unter acht Augen zugehen wird wie auf einem türkischen Basar. Ein bisschen Schröder gegen keine Aufweichung des Kündigungsschutzes oder ein bisschen mehr Ministerposten für die SPD.

Vielleicht werden die Genossen auch den neuen Bundestagspräsidenten stellen, obwohl dieser Posten traditionell der stärksten Fraktion zusteht. Und das ist nach Adam Riese die Union. Am Ende muss deshalb auch der Verzicht Gerhard Schröders auf weitere Kanzlerweihen stehen. Sonst wird es keine Große Koalition geben.

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