Willkommen im Klub

Euro hin, Airbus her - noch gilt es in Washington als schick, über die lethargischen Weicheier im alten Europa zu lästern. Doch Verlierer sehen anders aus. Die Osterweiterung der EU um zehn neue Mitglieder im vergangenen Jahr belegt die Attraktivität der Gemeinschaft ebenso wie die Anstrengungen der Türkei, durch gesellschaftliche Modernisierung als erstes islamisches Land die begehrte Eintrittskarte zu ergattern.

Und das Gravitations-Zentrum EU wird auch in Zukunft eine ungeheure Anziehungskraft auf seine Umgebung ausüben: Im Ostenstreben, zum Ärger der USA, post-sozialistische Länder wie die Ukraine mit Macht in den europäischen Klub. Jenseits des Mittelmeeres schwört das rohstoffreiche Libyen dem Terror ab und erhofft sich enge Beziehungen zu Brüssel. Russland und China bauen ihre Wirtschaftsbeziehungen zum Euro-Raum aus, und selbst in einer fernen Weltregion wie Südasien haben die Europäer - auch dank ihres beispiellosen humanitären Einsatzes nach der Flutkatastrophe - für eine engere Zusammenarbeit den Fuß in der Tür. Die abwägend-skeptische Grundhaltung der kulturell tief miteinander verwobenen europäischen Gesellschaften erweist sich derzeit als großer Vorteil gegenüber der aggressiven, neoliberalen Weltsicht der innenpolitisch tief gespaltenen USA. Deren Repräsentanten setzen ungehemmt auf militärische Überlegenheit. Doch die Zeit arbeitet für den alten Kontinent: Weltweit ist die EU das einzige System, das territorial expandiert - und das ohne den Einsatz von Gewalt. nachrichten.red@volksfreund.de

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