Gül, Merkel und die Siebenbürger Sachsen

Konstruktive Beiträge gab es auch am zurückliegenden Wochenende in der irrational geführten Integrationsdebatte nur wenige. Der Bemerkenswerteste kam vom türkischen Präsidenten Gül.

Er rief seine Landsleute in Deutschland auf, Deutsch zu lernen, "und zwar fließend und ohne Akzent". Außerdem unterstützte er Mesut Özils Entscheidung für die deutsche Nationalmannschaft.

Auf ein solches Signal aus der Türkei hat man in Deutschland lange gewartet. Güls Aussage unterscheidet sich wohltuend vom Auftritt des türkischen Premiers Erdogan vor zweieinhalb Jahren in der Kölnarena. Damals warnte Erdogan die Türken, sich zu sehr zu assimilieren und forderte sie auf, die türkische Sprache nicht zu vernachlässigen. Er redete wie der Regierungschef einer Parallelgesellschaft.

Die Offenheit für und den Willen zur Integration müssen eben nicht nur die Deutschen haben, sondern auch die Zuwanderer. Das ist der Punkt.

Was die deutsche Seite angeht, so gab es an diesem Wochenende keine Aussagen von ähnlicher Qualität. Horst Seehofers Plädoyer "für die deutsche Leitkultur und gegen Multikulti" blieb auf dem einfachsten polemischem Niveau hängen. Angela Merkel mit ihrer Bemerkung "Multikuli ist absolut gescheitert" nicht minder.

Die Kanzlerin kann übrigens auch anders. Noch letzte Woche lobte sie den "trikulturellen Charakter" und die "Multikonfessionalität" einer Region. Es war im rumänischen Siebenbürgen, wo eine deutsche Minderheit lebt. Merkel sprach mit ihren Vertretern und forderte sie auf, "Deutsch als Muttersprache" zu pflegen. Die Bundesregierung werde mit Geld helfen. Eine Parallelgesellschaft?



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