343 "Dreckskerle" unterzeichnen Appell "Finger weg von meiner Hure" - Kampf der Franzosen gegen käuflichen Sex geht weiter

Paris · Der französische Senat befasst sich seit Mittwoch wieder mit einem Gesetzentwurf gegen Prostitution. Umstritten ist darin eine Geldstrafe für Freier, die die Senatoren schon einmal ablehnten.

Gut 800 Kilometer ist Rosen Hicher im vergangenen Jahr durch Frankreich gelaufen. Bei Wind und Wetter zog die frühere Prostituierte mit ihrem blauen Regencape von der Atlantikküste nach Paris, wo sie am 12. Oktober 2014 eintraf. Die 57-Jährige wollte mit ihrem Marsch den Senat dazu bringen, ein Gesetz zur Bekämpfung der Prostitution zu verabschieden. Ziemlich genau ein Jahr nach ihrer spektakulären Aktion beschäftigte sich das Oberhaus am Mittwoch erneut mit dem Thema. Im März hatte der Senat die Vorlage der Nationalversammlung bereits abgelehnt, die eine Geldstrafe von 1500 Euro für Freier vorsieht. Nun liegt der Text in zweiter Lesung noch einmal auf dem Tisch - und das Bußgeld ist als Ergänzung wieder darin.

"Prostitution bedeutet in der großen Mehrheit der Fälle Gewaltanwendung gegenüber Mittellosen und eine Ausbeutung der Schwächeren durch Zuhälter", heißt es in der Begründung. Die Argumentation dürfte die Mehrheit der Senatoren, die das Gesetz seit zwei Jahren blockieren, allerdings nicht überzeugen. "Aus moralischer Sicht bin ich für die Bestrafung der Freier, doch in der Praxis lehne ich sie ab, denn sie würde die Frauen, die ihren Körper verkaufen, noch mehr ins Elend und in Gefahr bringen", sagte der konservative Senator Jean-Pierre Vial, der Vorsitzender eines Sonderausschusses zu dem Thema ist. Er sieht die Prostituierten bei Geldbußen für Freier noch stärker zwielichtigen Gestalten ausgesetzt, die vor nichts zurückschrecken. Ein Argument, das auch Organisationen wie Act Up gegen den Gesetzentwurf aufbringt.

"Finger weg von meiner Hure"

Der von der konservativen Opposition dominierte Senat strich im Frühjahr auch die vorgesehene Abschaffung von Strafen für "Kundenfang", denen Prostituierte bisher ausgesetzt waren. Die Organisation Nid sieht die Gründe für die Blockadehaltung in der Zusammensetzung des Oberhauses, das zu drei Vierteln aus Männern besteht. "Vor allem ältere Männer verteidigen noch immer das Recht darauf, sexuell und finanziell über den Körper der Frau zu bestimmen", erklärte die Bewegung, die für die Abschaffung der in Frankreich legalen Prostitution kämpft.

Die Senatoren haben allerdings prominente Unterstützung: 343 "Dreckskerle" unterzeichneten den Appell "Finger weg von meiner Hure", der sich dagegen wendet, die Freier als Kriminelle zu betrachten. "Wir verteidigen nicht die Prostitution, wir verteidigen die Freiheit", steht in dem Text, der von Prominenten wie dem Schriftsteller Frédéric Beigbeder und dem Anwalt Richard Malka unterschrieben wurde. "Wenn das Parlament Sexualnormen erlässt, ist unsere Freiheit in Gefahr", warnten die Männer. Die Nationalversammlung hat allerdings das letzte Wort, wenn der Senat das Gesetz weiter blockieren sollte.

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